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Die Hello-Heroes-Kolumne von Anuschka Bayer

Es gibt Momente, die sich ins kollektive Gedächtnis brennen. Der Abend im Dezember 2010, an dem Samuel Koch bei „Wetten, dass..?“ verunglückte, war so ein Moment. Ganz Deutschland hielt den Atem an. Ein junger Mann, voller Energie, voller Mut, steht auf der Bühne – und fällt. Mit voller Wucht, mit voller Tragik. Und das live im Fernsehen.

Was danach kam, war nicht nur ein neuer Lebensabschnitt für ihn. Es war ein Neuanfang, den sich niemand wünscht – und doch etwas, das unglaublich beeindruckt. Samuel Koch ist heute querschnittsgelähmt. Und Samuel Koch ist heute Schauspieler, Buchautor, Redner – und vor allem: Er ist Samuel Koch geblieben. Mit Haltung, Humor und einer unglaublichen Tiefe.

Ich durfte ihn für meinen Podcast Hello Heroes treffen – und was soll ich sagen? Da sitzt ein Mann im Rollstuhl, der stiller ist als viele Lautsprecher da draußen. Einer, der keine Mitleidsnummer braucht, sondern mit seinem Dasein etwas ganz anderes vermittelt: Stärke ohne Pathos.

Sein Unfall war ein Wendepunkt – nicht nur für ihn, sondern auch für das deutsche Fernsehen. Wetten, dass..?, einst Lagerfeuer-Event für Millionen, wurde nach seinem Sturz nie wieder das Gleiche. Die Sendung wurde Jahre später ganz eingestellt. Es war, als hätte man kollektiv verstanden: Unterhaltung darf nicht auf Kosten der Unversehrtheit gehen. Das Bewusstsein für Risiken, für Grenzen, für Verantwortung – es hat sich verändert. Vielleicht nicht sofort, aber doch spürbar.

Samuel erzählt heute nicht nur von Behinderung – er erzählt vom Menschsein. Vom Lieben, vom Scheitern, vom Fragen an Gott, ans Leben, an sich selbst.

Samuel ist mehr als sein Unfall. Mehr als die Headlines. Er ist ein Mensch mit Haltung. Und er zeigt, wie viel Kraft darin liegt, sich selbst treu zu bleiben – auch, wenn das Leben komplett die Richtung ändert.

Vielleicht ist das der größte Gewinn: Nicht der Applaus. Sondern das leise, entschlossene „Trotzdem“.

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