Team Rathaus

Das gt!nfo-Sommergespräch mit Bürgermeister Mattias Trepper
über das Tagesgeschäft, politische Führung und Verwaltungsdenken.

Trotz langer politischer Erfahrung als Ratsmitglied der SPD war für Bürgermeister Matthias Trepper der Jobwechsel am vierten November 2024 von der Sparkasse Gütersloh ins Rathaus eine Herausforderung. Es war zuletzt krawallig zugegangen in der Stadtverwaltung, Personen standen mehr im Mittelpunkt als Sachaufgaben. Jetzt scheint Frieden eingekehrt, eine gute Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit.

    Herr Trepper, Sie sind jetzt ein Dreivierteljahr im Amt: Was sehen Sie besonders positiv, was eher negativ?
    Positiv war und ist auf jeden Fall die offene, ehrliche, begleitende, sehr freundliche Aufnahme von allen Kolleginnen und Kollegen im Rathaus. Wir sind schnell zu einem Team zusammengewachsen, und jetzt ist erst mal Ruhe eingekehrt. Woran ich mich erst einmal gewöhnen musste: Mein Tageskalender wird von außen bestimmt, nicht mehr von mir selbst.

    Wie sieht denn Ihr Tagesablauf typischerweise aus?
    Ich lese um 6 Uhr die lokale und überregionale Presse, komme kurz vor 8 Uhr ins Rathaus, beschäftige mich mit der ganz normalen Post, beantworte Mail- anfragen oder leite sie an die zuständigen Bereiche weiter, lese und unterschreibe Sitzungsvorlagen und bereite interne und externe Gesprächstermine vor und nach. Daneben bin ich natürlich sehr viel unterwegs, zum Beispiel bei Besprechungen, Sitzungen, Veranstaltungen und unseren Beteiligungen etc.

    Gibt es feste Besprechungstermine im Rathaus?
    Ja. Mittwochmorgens tagen wir in der Regel im Verwaltungsvorstand. Dabei äußern sich alle zu den aktuell wichtigen Themen, die die Stadtverwaltung bewegen. Der Dialog ist sehr angenehm und konstruktiv und am Ende stimmen wir uns einvernehmlich ab. Freitagmorgens sind aufeinanderfolgend feste Gesprächstermine mit den Beigeordneten angesetzt, in denen wir uns zum Beispiel zu Themen aus den Fachbereichen austauschen. Für uns ist die offene Kommunikation das A und O.

    Was zeichnet Sie als Bürgermeister in besonderer Weise aus?
    Der Teamgedanke, den lebe ich konsequent. Für mich waren in der ersten Zeit als Bürgermeister das Kennenlernen und das Netzwerken wichtig. Zu wissen, was kann ich wo und wie tun, auch unterstützend. Ich habe mich in allen Fachbereichen vorgestellt und pflege auch hier die offene Kommunikation.

    Wie ist Ihr heutiges Selbstverständnis? Politiker oder Verwaltungschef?
    Ich bin heute natürlich mehr Verwaltungsmensch. Zwar habe ich als SPD-Mitglied einen Parteihintergrund, aber ich bin nicht Bürgermeister einer Partei, sondern aller Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ich nehme die anstehenden Aufgaben in den Blick und denke auch unternehmerisch. Dabei stehen alle Themen wie zum Beispiel Wirtschaft, Soziales, Klimaschutz sowie Kultur und Sport im Fokus.

    Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Henning Matthes?
    Sehr gut! Wir spielen uns die Bälle zu. Es ist ein entspanntes und sehr vertrauensvolles Verhältnis, und ich arbeite sehr gerne mit Henning Matthes zusammen.

    Man vermisst bei dem einen oder anderen Thema manchmal ein klares Wort von Ihnen nach außen, zuletzt bei der Rikscha-Diskussion. Fühlen Sie sich da missverstanden?
    Ich habe mich vor meine Mannschaft gestellt, die die Thematik rein verkehrsrechtlich beurteilt hat. Natürlich prüfen wir intern eine Lösungsmöglichkeit in dem Konflikt. Im Übrigen: Man muss Sachverhalte genau prüfen und nicht mit Halbwissen in die Öffentlichkeit gehen. Ich vermisse hier und an anderer Stelle die ruhige und sachliche Diskussion, die dem einen oder anderen abhandengekommen ist.

    Die Finanzsituation der Stadt ist im Krisenmodus. Wie wollen Sie das ändern?
    Wir leben von den Steuereinnahmen. Die Gewerbesteuer ist nicht mehr so hoch wie früher und wir haben enorme Transferleistungen zu schultern, so im sozialen Bereich. Wir zahlen bei einem Haushalts-Gesamtvolumen von 400 Millionen Euro allein 75 Millionen Kreisumlage. Wo können wir sparen? Faktisch bei den freiwilligen Leistungen. Aber ich will zum Beispiel weder im Kultur- noch Sportbereich Kürzungen vorschlagen, da beides einen immensen Wert für uns alle hat. Sicherlich hilft es, im Baubereich andere Standards zu setzen. Die Modulbauweise bei den Grundschulen ist da ein sehr gutes Beispiel. Auf jeden Fall müssen wir in den kommenden Jahren unseren Haushalt weiter gemeinsam konsolidieren, das ist die Leitplanke für unsere Politik.

    Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht eine Entlastung der Kommunen vor …
    Die 100 Milliarden Euro, die vom Bund kommen sollen, sind auf 12 Jahre aufzuteilen. Da wird bei den vielen Städten in Deutschland nicht so viel übrigbleiben, wie wir uns das alle wünschen. Neue Straßen und Schulen kann man davon sicher nicht bauen. Nichtsdestotrotz sind wir froh über die angekündigten Mittel, da wir so dringend notwendige Projekte zeitnaher angehen können.

    Bleiben der Politik und Verwaltung noch genügend Gestaltungsraum?
    Natürlich. Von einem Nothaushalt sind wir weit entfernt. Unsere Situation ist nach wie vor gut! Wir müssen sehen,
    dass wir die Gelder zusammenhalten, aber wir werden die Stadt auch nicht unattraktiv machen. Beispielhaft haben wir aktuell einen Fonds für den Sport aufgelegt.

    Was ist, sollte der FC Gütersloh in die dritte Liga aufsteigen? Wird der Verein von der Stadt unterstützt?
    Es gibt aktuell Gespräche mit dem Verein für diesen Fall und wir werden das auch gemeinsam vorbereiten. Die Stadt steht an der Seite des FCG, und ich freue mich über die sportlichen Erfolge genauso wie über die solide Basis, auf der der Verein aufbauen kann.

      Muss die Personalausstattung des Ordnungsdienstes verbessert werden – und wie steht es mit der Stadtwache im Rathaus?
      Eine Stadtwache im Erdgeschoss des Rathauses für unseren kommunalen Ordnungsdienst und die Polizei ist mein Ziel. Wir erarbeiten gerade ein Konzept, das wir bald vorstellen werden. Dann wird man mehr gemeinsam auf Streife gehen. Es gibt ein Verhalten von gewissen Gruppen, dem wir Einhalt gebieten müssen. Abends sind die Straßen zugeparkt, es gibt die Poser und den „Vollgas-Alarm“. Anderen Entwicklungen wollen wir vorbeugend entgegentreten. Dafür brauchen wir mehr Mitarbeiter im kommunalen Ordnungsdienst, damit wir auch später abends in der Innenstadt Präsenz zeigen können.

      Was sind für Sie die drei größten Heraus- forderungen für Politik und Rathaus?
      Neben der Haushaltskonsolidierung die Entscheidung über das Gelände der Mansergh Barracks und der Stillstand für fünf Jahre bei den Gewerbeflächen auf dem Flughafengelände, weswegen wir auf interkommunale Lösungen hinarbeiten müssen. Ich möchte mich auch für das Bauen in die Höhe, bei Unternehmensgebäuden oder über dem Supermarkt, einsetzen.

      Ein Wort zur Nordbad-Diskussion, Stichworte Sprungturm und Kleinkinderbecken?
      Das Thema ist in der politischen Diskussion und im Rathaus aktuell. Nur so viel: Da ist Bewegung drin. Es wird nachjustiert werden.

      Welche Zukunft sehen Sie für die Weberei?
      Wir erarbeiten mit dem Förderverein ein Zukunftskonzept. Und es ist klar: Die Weberei ist für die Stadt sakrosankt. Ich möchte, dass unsere Weberei künftig vielen Vereinen eine Heimstatt bietet. Einen konkreten Interessenten für die Zeit ab 2027, der das Haus betreiben könnte, haben wir aber noch nicht.

      Es gibt den Vorschlag für eine Stadtgalerie. Ist das ein Thema auch für Sie?
      Grundsätzlich ja! Ich habe den Detmolder Studenten gesagt: seid kreativ, gerne auch wild. Finanziell kriegen wir ein solches Projekt zurzeit allerdings nicht hin, perspektivisch halte ich eine Stadtgalerie für Gütersloh jedoch für vorstellbar, jedoch immer auch unter den Prämissen Folgekosten und Verantwortlichkeiten. Unsere Baupriorisierung sieht anders aus: Unser Stadtbauhof in der Goethestraße muss neu gebaut werden, so auch das alte Löschzug-Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße. Die Janusz-Korczak-Schule braucht dringend eine Erweiterung, die Weberei muss saniert werden und so weiter.

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      Wie finden Sie den Gedanken, die Fachhochschule doch noch in die Innenstadt zu holen?
      Studentisches Leben in der Innenstadt ist wünschenswert. Das ist eine charmante Idee. Wir diskutieren das auch mit der Hochschule Bielefeld. Was ich sagen kann: Es ist auch hier Bewegung drin.

      Gibt es beim Karstadt-Thema eine Entwicklung?
      Aktuell leider nicht. Der Preis, der da aufgerufen wurde, ist sehr hoch. Wir brauchen einen Investor, der das anpackt. Kreative Ideen für unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten – realistische oder auch unrealistische – haben wir alle genug: Einzelhandel, Markthalle, Stadtgalerie, Wohnungen – alles durchaus denkbar.

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