Gütersloher Splitter
September 2025 | Von Heiner Wichelmann
Witzig: Wenn jemand tief Luft holt und im Cinemascope-Modus vom Postkartenurlaub erzählen will, frage ich sofort, was denn überhaupt nicht lief, und genau darauf wird gleich mit Hingabe geantwortet. Das Gespräch wird gleichberechtigter.
Nicht witzig: Wo gerade schon viele Gäste überlegten, ob sie unserem scheidenden Landrat zu seinem herzzerreißenden Abschiedsevent Ende Oktober einen Möbelgutschein über 1 Euro mitbringen sollten – Räucherstäbchen vielleicht? Teelicht? –, da stellt er nach langem Zureden und böser Kommentare in unseren Medien einen Fehler fest. Klar doch, nur schade um die Möbel. Jetzt schau‘n mer mal, was diese Posse rund ums Kölner Stadion so bewirkt.
Visits, Clicks und Likes: Ich verheddere mich zunehmend im zeitsaugenden Schlund des Internets, das alles will, aber bestimmt nicht meine psychische und geistige Freiheit und Gesundheit. Echt jetzt. Ich gelobe: Widerstand!
Den Himmel sehen, sei das Glück, sagen die Gläubigen. Ich möchte die Erde sehen.
Bei der Vorstellung der Stimmbezirkskandidaten zur Kommunalwahl in der Zeitung interessieren mich immer die genannten Hobbys der KandidatInnen. Da wird soviel geradelt, dass ich beim Anblick eines Fahrradfahrers in anderen Ortsteilen gleich an den Wahlkämpfer denke.
Langsam füllt sich bereits unser Jahreskalender 2026, jeder Termin eine kleine Verheißung. Schon merkwürdig: Wir genießen die Gegenwart und können doch kaum die Zukunft abwarten.
Vor der Einlagerung des frisch geschnittenen Aufschnitts ins Kühlschrankfach schaue ich mir regelmäßig die Ver-
packungen an. Manches ist derart zackzack-achtlos von Papier oder Folie eingeschlagen, dass von einer irgendwie verfallschützenden Ummantelung wahrlich nicht die Rede sein kann, eher von versuchter radikaler Haltbarkeitsbegrenzung. Protest!
Wir sind keine gebürtigen Kattenstrother, aber als wir neulich im Biergarten von Roggenkamp an einem Sonntagabend Würstchen, Pilze, Bratkartoffeln und Salat zum Frischgezapften verspeisten, war da dieses angenehme Gefühl im Bauch: ein Hauch Heimat.
Als Journalist macht man sich tendenziell nicht gemein mit der einzigen, wahren und nichts als der wahren Position im Streit um irgendwas. Wir müssen ja auch die Gegenseite hören, die mit der anderen wahren und nichts als der wahren Darstellung. Hin und her, glauben, wissen, ahnen. War schön früher, als wir noch mit feurigem Furor helle Erkenntnis liebten. Für den Moment.
Liebe hochgeschätzte, großartige Dreiecksplatz-Sponsoren: Ich möchte in der Woche der kleinen Künste endlich mal wieder einen Kracher erleben! 17 Hippies, Georgie Fame, Barbara Dennerlein, Max Mutzke, H-Blockx und so weiter. Ihr wisst schon. Dass alle, wirklich alle mal wieder zusammenkommen.
Ein Freund verwöhnt uns mit wunderbarem Käse und ausgesuchtem Wein. Wieder ein Vorsatz: Keinen Scheibenkäse in Folienverpackung mehr!
Der Enkel, erzählte unsere Nachbarin, durfte bei ihr im Bett schlafen. Am Morgen reckt und streckt er sich, wendet sich ihr zu und fragt: „Na, Oma, wie war die Nacht mit mir?“ Sehr schön, habe sie – die bei all der Treterei den Morgen herbeigesehnt hatte – gesagt.
Heiner Wichelmann
Grafik: AdobeStock © izzul fikry (ijjul)