Geschichte hautnah erleben
Tag des offenen Denkmals 2025: Mehr als 20 Stationen öffneten am Sonntag, 14. September, ihre Tore für Besuchende
Unter dem bundesweiten Motto „Wertvoll, unbezahlbar oder unersetzlich?“ haben am Sonntag gut 20 Gütersloher Denkmäler ihre Türen für die Öffentlichkeit geöffnet. Der „Tag des offenen Denkmals“ wird begleitet von der Unteren Denkmalbehörde und der Zentralen Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Gütersloh. Bereits seit mehr als 30 Jahren wird er in ganz Deutschland begangen und bot Besucherinnen und Besuchern auch in diesem Jahr die Gelegenheit, einzigartige historische Orte in der Innenstadt und den Ortsteilen zu entdecken – viele davon sonst nicht öffentlich zugänglich. Ob Fachwerkhäuser, Kirchen, Friedhöfe oder Grünanlagen – die Vielfalt der Denkmäler zeigt, wie reich Gütersloh an Geschichte und kulturellem Erbe ist. Einige Orte konnten individuell erkundet werden, andere luden zu Führungen mit Experten ein.
Einblicke in den historischen Friedhof des LWL-Klinikums
Ein besonderes Highlight war der historische Friedhof des LWL-Klinikums, der in zwei geführten Rundgängen um 10 und 13 Uhr vorgestellt wurde. Gärtnermeister David Schulte-Döinghaus, verantwortlich für die Pflege des Areals, teilte dabei sein fundiertes Wissen mit interessierten Gästen und beantwortete individuelle Fragen in kleinen Gruppen. Der denkmalgeschützte Friedhof besteht aus drei Bereichen – Patienten-, Soldaten- und Angestelltenfriedhof – und erzählt über 100 Jahre Klinikgeschichte. So wurde etwa der erste Klinikdirektor Dr. Hermann Simon im Jahr 1947 dort beigesetzt. Besonders eindrucksvoll: Einige Grabsteine tragen keine Namen, sondern nur Nummern – ein stilles Zeugnis der Vergangenheit. Die auf dem Gelände befindliche Gedenkstätte für 1.017 ermordete Patienten der NS-Zeit, errichtet 2014, erinnert an die dunklen Kapitel deutscher Geschichte. Der Friedhof ist öffentlich zugänglich und wird bis heute für Urnenbestattungen genutzt.
Villa Elmendorf öffnet erstmals ihre Türen
In Isselhorst konnte erstmals die historische Villa Elmendorf besichtigt werden. Rund 300 Besucherinnen und Besucher nutzten die Gelegenheit, das im Jahr 1901 errichtete Anwesen zu erkunden. Das denkmalgeschützte Wohnhaus beeindruckte mit antiken Kronleuchtern, reich verziertem Stuck und einer imposanten Stehuhr im Eingangsbereich. Gastgeberin Ulrieke Elmendorf, die das Haus bewohnt, ließ es sich nicht nehmen, ihre Gäste musikalisch zu unterhalten: Alle 30 Minuten spielte sie ein Stück auf dem Konzertflügel im Wohnsalon. „Ich spiele jeden Tag Klavier – und freue mich, heute so viele Gäste begrüßen zu dürfen“, so Elmendorf. Ein weiteres Highlight: großflächige Fresken des Malers Hans Kohlschein, die den Innenraum kunstvoll schmücken.
Dampfkleinbahn Mühlenstroth: Historie unter Volldampf
Auch die Dampfkleinbahn Mühlenstroth war Teil des Denkmaltags – und wie jedes Jahr ein Publikumsmagnet für kleine und große Eisenbahnfreunde. Der Verein, der sich mit viel Engagement dem Erhalt und Betrieb historischer Schmalspurbahnen widmet, bot einen historischen Fahrbetrieb mit Güterverladung und Rangiermanövern. Zwischen 10.27 Uhr und 17 Uhr wurden 300 Tickets verkauft. Vereinsmitglied Peter Neesen, seit mehr als 50 Jahren dabei, heizte die 1949 erbaute Dampflok bereits fünf Stunden vor Fahrtantritt an – ganz traditionell mit Kohle. „Je langsamer, desto besser für den Kessel“, erklärt er. Der Verein zählt aktuell 55 Mitglieder und betreibt ein lebendiges Museumskonzept, das nicht nur Eisenbahngeschichte erlebbar macht, sondern auch technisches Wissen weitergibt. Die Fahrten dauerten rund 15 bis 20 Minuten und begeisterten Familien wie Eisenbahnfans gleichermaßen.
Der Tag des offenen Denkmals findet jedes Jahr am zweiten Sonntag im September statt, im nächsten Jahr also am Sonntag, 13. September, wird es sicher wieder ein volles Programm geben.

Foto: Stadt Gütersloh


