Coaching für die Kunst

Künstler Lenny Liebig unterstützt Kunstschaffende bei der professionellen Bewerbung

Lenny Liebig ist Künstler, Kunstvermittler und Lehrer an der Janusz-Korczak-Gesamtschule (JKG). Mit seinem Projekt „200 Balken für ‚Mehr Platz für uns‘“ hat er dieses Jahr den Innovationspreis des städtischen Fachbereichs Kultur zugesprochen bekommen. Jetzt gibt er seine Erfahrung weiter: Ab Montag, 10. November, startet an der Volkshochschule Gütersloh sein neues Format „Kunst-Coaching: Bewerbungstraining. Professionalisierung. Begleitung“ (Kursnr.: H26300).  Der Kurs richtet sich an Kunstschaffende, die ihre Projekte sichtbarer machen und sich gezielter auf Ausstellungen oder Förderungen bewerben möchten oder sich für eine Kunsthochschule bewerben wollen. Anmelden können sich Interessierte unter https://stadt.gt/kunst-coaching. Die Stadt Gütersloh hat mit ihm gesprochen.

Herr Liebig, was hat Sie dazu motiviert, Kunst-Coaching als Angebot an der Volkshochschule zu etablieren und welche Rolle spielt Ihre Erfahrung als Künstler und Kunstpädagoge in diesem Kurs?

Da spielt vieles mit ein. Durch mein Studium an der Kunstakademie Münster konnte ich sowohl für meine künstlerische als auch meine pädagogische Arbeit wichtige Erfahrungen sammeln. Nach meinem Abschluss als Meisterschüler im Jahr 2021 durfte ich in zahlreichen etablierten Einrichtungen ausstellen, wie z.B. im Kunstverein Bochum (2024) oder dem Lippischen Landesmuseum (2024). Gemeinsam mit anderen Künstlerinnen und Künstlern wurde ich eingeladen, auch andere spannende öffentliche Orte zu bespielen, zum Beispiel „Kunst im Bad“ (2025) oder den Landtag NRW in Düsseldorf (2021).

Aus dieser künstlerischen Praxis heraus weiß ich, wie schwierig es ist, erste Erfahrungen zu sammeln und einen Fuß in den Kunstbetrieb zu setzen. Es ist gängige Praxis unter Kunstschaffenden, zahlreiche Bewerbungen zu versenden. Nur ein Bruchteil davon hat Erfolg. Gern unterstütze ich die Kursteilnehmende als Systemischer Coach und mit meiner fachbezogenen Expertise auf ihrem Weg. 

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit dem Kurs und an welche Personengruppe richtet sich das Angebot?

Ich möchte Kunstschaffende und all jene, die es werden wollen, gern in ihren individuellen Prozessen begleiten: das können zum Beispiel Aufnahmeprüfungen an Hochschulen, Ausstellungs- oder Stipendienbewerbungen sein, aber auch andere Anliegen sind herzlich willkommen. 

Welchen Herausforderungen begegnen junge Künstlerinnen und Künstler bei Aufnahmeprüfungen an Kunstakademien bzw. bei der Bewerbung um Ausstellungen oder Projektförderungen? Und wie können Sie sie unterstützen und vorbereiten?

Nicht immer werden die Anforderungen und Erwartungen transparent gemacht. An Kunsthochschulen stehen Bewerbende einer großen Konkurrenz gegenüber. In solchen Fällen ist es wichtig, auf die individuellen Stärken zu schauen und sie entsprechend der Ausschreibung hervorzuheben. Gemeinsam können Strategien erarbeitet werden, sich aus der Masse hervorzuheben. Hilfreich ist es, eine Art „Critical Friend“ zu haben: eine Person, die berät, ermutigt und bei Bedarf Vorschläge anbietet und unterstützt. Hierbei können ganz praktische Fragestellungen, wie z.B. nach der Gestaltung des Portfolios (als künstlerische Vita), oder die nach der Werkauswahl für Bewerbungsprozesse im Vordergrund stehen. 

Wie lange dauert der Kurs insgesamt und wie genau ist er aufgebaut?

Im Rahmen der ersten Sitzung am Montag, 10. November, werden die verschiedenen Anliegen besprochen und individuelle Zielsetzungen verabredet. Neben zwei Terminen am 6. Dezember und am 7. März 2026 gibt es die besondere Möglichkeit eines 45-minütigen Einzelcoachings im Zeitraum zwischen den beiden Terminen. Damit steht besonders die individuelle Entwicklung der Teilnehmenden im Vordergrund. 

Also ein besonderes Format für einen besonderen Inhalt?

In gewisser Weise ja. Ich biete an der Volkshochschule ja auch andere Kurse an, unter anderem einen wöchentlichen Malkurs mit dem Titel „Malen nach Musik“, immer montagabends. Außerdem finden im kommenden Frühjahr-Semester Kunst-Exkursionen statt. Die nächste Exkursion zur Jahresausstellung der Studierenden an der Kunstakademie Düsseldorf am 7. Februar 2026 ist übrigens inhaltlich auch eine gute Ergänzung zum Kunst-Coaching-Kurs.

Zusätzlich zu Ihrer Lehrtätigkeit in der Schule und der VHS sind Sie selbst als Künstler erfolgreich und an zahlreichen Ausstellungen beteiligt. Welches Projekt liegt Ihnen derzeit besonders am Herzen?

Als Künstler arbeite ich in einer konzeptuellen Herangehensweise häufig ortsspezifisch in den Medien „Skulptur“ und „Installation“. Aktuell arbeite ich an einem Konzept, das auf die Dalke Bezug nimmt und hoffentlich in 2026 realisiert werden kann. Mich künstlerisch mit meinem eigenen Lebens- und Arbeitsort, der Stadt Gütersloh, zu beschäftigen, stellt eine tolle Herausforderung dar. 

Sie haben in dem mit Aljoscha Gößling und Alexander Horbach geleiteten Projekt „Mehr Platz für uns“ mit Schülerinnen und Schülern der Janusz-Korczak-Gesamtschule einen Kunstpavillon erreichtet. Wie nutzen Sie den Kunstpavillon im Schulalltag und welche Erfahrungen ziehen Sie daraus?

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Das Projekt zeigt auf eindrucksvolle Weise, dass Kunst und Bildungsprozesse miteinander verbunden sind. Gemeinsam mit Jugendlichen haben wir den Pavillon als einen Ort gestaltet, der innerhalb der Unterrichtszeit an der JKG als Rückzugs- und Arbeitsort genutzt werden kann. Außerhalb der Schulzeit wird er als Treffpunkt in der Freizeit genutzt, der Unterschlupf vor Regen bietet. In diesem wie in vielen meiner Projekte im Bereich der kulturellen Bildung stehen die Erfahrungen und Bedürfnisse der Teilnehmenden im Fokus. Das sehe ich als Kern von Bildungsprozessen an. Genau deshalb freue ich mich auf den Coaching-Kurs. 

Foto: privat

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