„Energie bleibt und ist immer da!“

Exklusiv-Interview mit Gaby Köster

Liebe Gaby, du bist eine der beliebtesten Comedy-Stars Deutschlands. Du hast im Januar 2008 einen schweren Schlaganfall erlitten. Wie hast du es geschafft, mit deinem Schicksal umzugehen?

Gaby Köster: Eine riesengroße Hilfe ist und war mein genetisch bedingter Humor. Wenn etwas in meinem Leben nicht so geklappt hat, wie ich es mir gerne gewünscht hätte, habe ich mir gesagt: Man muss auch über sich selbst lachen können.

Wann wurde dir erstmals klar, dass dieser eine Augenblick dein Leben nachhaltig verändern sollte?

Gaby Köster: Das hat irre lange gedauert, weil ich das anfangs überhaupt nicht glauben konnte. Ich habe immer gedacht: Irgendwann wachst du morgens auf – und dann ist wieder alles wie vorher. Mit den Sachen, die eben nicht klappten, lernte ich und dachte: Oha, das scheint doch eine ernstere Angelegenheit zu sein, jetzt müssen wir das Beste daraus machen. Aufgeben ist keine Option für mich.

Dein neues Buch trägt den Titel „Meine Energiewende“. Was hat dich dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben, und was bedeutet der Begriff „Energiewende“ für dich ganz persönlich?

Gaby Köster: Für mich ist Spiritualität wahnsinnig wichtig geworden, ich lebe das auch 24 Stunden am Tag. Und das hat mir und meinem Körper tatsächlich eine Energiewende gegeben. Ich dachte mir: Ich schreib das mal auf, vielleicht ist das für den einen oder anderen hilfreich.

Warst du schon vor deinen Schlaganfall offen für Spiritualität, oder hat diese Reise erst danach begonnen?

Gaby Köster: Absolut. Ich habe das durch meinen Vater in die Wiege gelegt bekommen. Je älter ich geworden bin, umso klarer wurde mir, dass die kirchliche Religion nichts für mich ist. Ich habe quasi meine eigene Religion gebaut.

Gab es in deiner Vergangenheit Situationen, in denen du Menschen, die anfangs skeptisch waren, für Spiritualität gewinnen konntest?

Gaby Köster: Ja. Oftmals sind es Männer, die Spiritualität skeptisch gegenüberstehen. Die tun das oftmals als Mädchenkram ab. Da konnte ich in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Mann überzeugen. Mein Leitsatz lautet: Alles im Leben ist Energie – alles. Das gilt für die Lebenden, und das gilt auch für diejenigen, die nicht mehr da sind. Sie sind trotzdem bei uns und kriegen alles mit. Energie bleibt immer …

Du beschreibst in deinem Buch auch deine Sicht auf das Leben und den Tod. Wie hat Spiritualität deine Perspektive auf diese Themen verändert?

Gaby Köster: Viele Menschen haben Angst vor dem Tod, und da ich ja auch ein Nahtod-Erlebnis hatte, weiß ich, dass es Quatsch ist. Man muss überhaupt keine Angst vor dem Tod haben, weil man von lieben Menschen abgeholt wird, die schon oben sind und uns nahestehen.

Was glaubst du, passiert mit uns Menschen nach dem Tod?

Gaby Köster: Ich habe mich lange mit dem Thema beschäftigt und glaube an Reinkarnation, also an Wiedergeburt. Jedes Leben ist eine Art Prüfung, in der man etwas lernen soll. Ein Tibeter hat mir einmal gesagt, dass die Wiedergeburt als Mensch die schwerste Reinkarnation wäre, weil wir hier Aufgaben haben, die wir lösen müssen. Meine Bitte ans Universum: Ich komme gerne irgendwann wieder, aber bitte nicht als Eintagsfliege mit nem depressiven Tag.

In deinem Buch gibt es einen humorvollen „Brief“ von Olaf Scholz. Was hat es damit auf sich?

Gaby Köster: Ich habe gedacht, dass man etwas Nettes mit ihm machen sollte, weil der Mann in seiner Laufbahn nicht wahnsinnig erfolgreich ist. Er ist ja leider nicht so der Gefühlsmensch. Deshalb habe ich das mit ins Buch genommen, um den noch mal hochleben zu lassen – vor seiner neuen Tätigkeit, die er wohl in absehbarer Zeit haben wird.

Die moderne Schulmedizin hat dir das Leben gerettet. Gleichzeitig setzt du stark auf Spiritualität. Wie kann man diese beiden Bereiche in Einklang bringen?

Gaby Köster: Was heilt hat recht. Natürlich haben mich die Mediziner wirklich von der Schippe geholt, aber der andere Teil ist für mich mindestens genauso wichtig, weil er viel dazu beiträgt, wie man hinterher mit seinem Leben fertig wird und wie sich ein neues Leben entwickelt. Man fängt quasi ein neues Leben an, nur unter anderen Voraussetzungen.

Gibt es eine Botschaft, die du den Menschen mit auf den Weg geben möchtest, insbesondere denen, die sich gerade in einer schwierigen Lebenssituation befinden?

Gaby Köster: Ja, absolut. Dazu fällt mir ein schöner Satz ein: „Liebe ist das stärkste Seil, wenn alle Stricke reißen.“ Das hat sich wirklich auch in meinem Leben und im engen Freundeskreis bewahrheitet. Es gibt eine Familie, in die man geboren wird, die ich natürlich auch liebe, aber es gibt ja auch die Familien, die man sich im Laufe seines Lebens aussucht. Dafür gilt die Liebe ganz besonders. Man kann Sichtweisen, die man bisher hatte, durchaus loslassen und gucken, was es sonst noch Schönes gibt.

Ich danke dir herzlich für dieses Gespräch und deine inspirierenden Einblicke und wünsche dir eine wunderschöne Weihnachtszeit mit deinen Lieben.

Gaby Köster war zu Gast im Hello Heroes Podcast von Anuschka Bayer und hat mit ihr über die Folgen ihres Schlaganfalls gesprochen und wie sie heute damit umgeht. Hier geht’s direkt zur Folge:

https://open.spotify.com/episode/5weUT4x29CPjoNlts3stda?si=bOfVJXfETa-OIq0FR9IlMg

Foto: Stephan Pick

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