Viertes Kulturforum inspiriert und informiert

Autor: gt!nfo

Fotos: Stadt Gütersloh

20.02.2022

Als einen „Soundcheck für die kulturelle Entwicklung der Stadt“ hat Bürgermeister Norbert Morkes das vierte Kulturforum bezeichnet, zu dem der Fachbereich Kultur der Stadt Gütersloh Akteure unterschiedlicher lokaler Szenen in den Kleinen Saal der Stadthalle und parallel in den Video-Livestream eingeladen hatte. Vor rund 100 Interessierten setzte der gelungene und neugierig machende Auftakt in das Kulturjahr 2022 Schlaglichter auf die Zukunft: auf die lokale Musikszene, auf die kulturelle Bildung junger Menschen, die freie Kulturszene und die Gütersloher Stadtgeschichte.


 

Morkes startet mit der Feststellung, das Kulturangebot in Gütersloh sei sehr breit und umfangreich aufgestellt. Im Forum könne ein Austausch über neue Ideen und über Veränderungsvorschläge erfolgen: „Es geht um die Ausrichtung unserer Kulturarbeit. Wie beim Soundcheck eines großen Festivals werden heute verschiedene Aspekte genauer präsentiert. Ihre Rückmeldungen können dabei helfen, den Sound der Gütersloher Kulturentwicklung sauber abzumischen.“ Das vierte Kulturforum wird zu einem lebendigen Mix aus Informationen und künstlerischen Beiträgen. Von Disco (DJ Lil Jaey) über Hiphop-Dance (Our$elf Dance Crew der Tanzschule „Dance Air“) und Pop (im Duo Benedikt Bracht am Flügel und Jana Laske, Gesang) bis hin zu klassischer Konzertmusik (Fabian Hinsche, Gitarre, Veronika Borkowsky, Violine). Im Hintergrund illustriert Jonas Heidebrecht den Verlauf des Kulturforums in einem Wimmelbild.

 

Eine kleine Utopie für Stadtteilkultur

Den ersten Impuls setzt Irja Hönekopp vom Wittener Verein Wiesenviertel. Sie berichtet von der Urbanisierung eines bis dahin wenig attraktiven Bezirks in Herdecke und gibt Anregungen zur soziokulturellen Gestaltung des Stadtlebens. Das Herdecker Graswurzelprojekt aus der Bürgerschaft heraus mit seiner Kneipenkultur und Kleinkunst, mit Urban Gardening und Wochenmarkt ist inzwischen in die ökonomische Selbständigkeit entlassen worden und steht als inspirierendes Beispiel für etwas Mögliches.

 

Kulturelle Bildung in der Kunsthalle

Einen Einblick in die Arbeit des Teams „Bildung und Vermittlung“ der Kunsthalle Bielefeld gibt Karola Eisenblätter. Sie führt Kinder und Erwachsene durch die Ausstellungen und entwickelt eigene Kreativangebote zum Thema „Kita, Kunst & Co.“. 1968, bei Eröffnung des Hauses, war es revolutionär, mit der „Malstube“ einen Kreativraum für Kinder und Jugendliche einzurichten. Inzwischen hat sich die Kunstvermittlung durch unterschiedlichste Formate und einen zweiten Werkraum in Schulklassengröße erheblich weiterentwickelt. Sowohl vor Ort in der Kunsthalle als auch über digitale Kanäle gibt es zu jeder Ausstellung ein besonderes Programm, das auf Zielgruppen und Besucherwünsche eingeht. Lena Jeckel, Leiterin des Fachbereichs Kultur der Stadt Gütersloh, wirbt dafür, solche Möglichkeiten der kulturellen Bildung für Kinder und Jugendliche auch in der Region anzubieten – der Fachbereich Kultur stehe bereit, zu unterstützen und zu vermitteln.

 

Unterstützung für weibliche Talente im Musik-Business

Lena Jeckel, die in ihrer Freizeit auch als Musikerin auf der Bühne steht, setzt sich nachdrücklich für die Sichtbarkeit von Frauen im Musikgeschäft ein. Mit Linn Meissner, Gründerin des Netzwerks „musicNRWomen“ und beim Landesmusikrat für die Förderung des Nachwuchses und das Programm PopNRW zuständig, diskutiert sie Möglichkeiten, wie Frauen ihre Netzwerke stärken und weibliche Talente die männlich dominierten Branchenstrukturen überwinden können. „PopNRW zeichnet vielversprechende Nachwuchsbands aus. Wir präsentieren bis zu 30 Bands im Jahr bei Festival-Showcases und auf Workshops“, berichtet Meissner und empfiehlt ambitionierten Musikerinnen, sich zunächst an das Förderprojekt „Create Music NRW“ zu wenden. Die Musikbranche sei, angestoßen von den Corona-Beschränkungen, in Bewegung. Manches verändere sich gerade, vor allem in der digitalen Welt böten sich neue Möglichkeiten. „Auch der Fachbereich Kultur kann im Einzelfall helfen. Sprechen Sie uns an“, weist Lena Jeckel auf Unterstützungsangebote hin.

 

Mitschreiben an der Geschichte der Stadt Gütersloh

Im Trialog zu Erinnerungskultur und Mitmachgeschichte treffen sich im abschließenden Gesprächsblock Jürgen Overhoff, Professor für Historische Bildungsforschung in Münster, Malte Thießen, Professor und Leiter des Instituts für Regionalgeschichte beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe, und Dr. Christoph Lorke, Projektleiter für die Fortschreibung der Gütersloher Stadtgeschichte. Sie werben für die Beteiligung von Schulen, Vereinen und Organisationen am Stadtgeschichteprojekt und Overhoff berichtet über die in Lippstadt stattfindende Wiederbelebung der dortigen Synagoge, auch mit viel Partizipation aus der Bürgerschaft. „Geschichte ist wichtig, um zu verstehen, was wichtig ist“, so die Haltung der drei Historiker. Sie wollen die Verwandlung der Stadt in den vergangenen Jahrzehnten in Geschichten erzählen. „Gütersloh tickt anders“ lautet ihre Hypothese, die sie ab Mai im Rahmen von Werkstattgesprächen untersuchen wollen. Im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern sollen Orte gesucht und gefunden werden, an denen etwas geschehen ist – damit wir erkennen können, wer wir sind und woher wir kommen. „Geschichte lebt davon, dass wir einander Geschichten erzählen. Auch wenn diese nicht abgeschlossen sind“, fordern sie zum Mitmachen auf.

 

Den Sound der Stadt hören

Damit treffen sie genau die Vorstellungen des Bürgermeisters. „Geschichte wird gemacht“, erinnert Norbert Morkes an ein Lied der Rockgruppe „Geier Sturzflug“. Ihm sei es wichtig, Menschen aktiv in die Gestaltung des Zusammenlebens einzubinden. Er wolle den „Sound der Stadt“ hören. Schlagworte wie „Beteiligung“ oder „Partizipation“ wolle er mit Leben füllen. Und neue Gesichter, vermehrt auch junge Menschen, in die Kulturentwicklung einbeziehen: „Wenn ich hier in das Publikum blicke, ist uns das ein Stück weit gelungen. Gerade dort, wo städtische Planung die Lebenswelten junger Menschen berührt, sollen sie auch Teil dieses Entwicklungsprozesses werden.“

 

Foto: Kulturforum Gruppe. Rundum zufrieden mit einem gelungenen vierten Kulturforum in der Stadthalle Gütersloh: (v.l.) Andreas Kimpel (Beigeordneter für Kultur und Weiterbildung, Stadt Gütersloh), Lena Jeckel (Leiterin Fachbereich Kultur Stadt Gütersloh), Bürgermeister Norbert Morkes, Dr. Fabian Hinsche (Gitarrist), Privatdozent Dr. Christoph Lorke (Uni Münster), Daniela Daus (Fachbereich Kultur Stadt Gütersloh), Prof. Dr. Malte Thießen (LWL-Institut für Regionalgeschichte, Münster), Julia Kuklik (Leiterin Stadtarchiv Gütersloh) und Prof. Dr. Jürgen Overhoff (Uni Münster). Foto: Stadt Gütersloh

 


Unsere Website verwendet Cookies. Bleibst Du weiter auf unserer Website, scheinst Du nicht nur von der Seite begeistert zu sein, sondern stimmst auch der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen findest Du hier