Theater für alle – Bürgerbühne Gütersloh

Sybille Hilgert

Autor: Sybille Hilgert

Fotos: Kultur Räume

06.06.2023

Theater für alle – Bürgerbühne Gütersloh

 

Die Bürgerbühne Gütersloh zeigt seit ihrer Gründung in jeder Spielzeit (mit Ausnahme während der Corona-Pandemie) jeweils ein Stück aus ihrer Projekt- und Werkstatt-Produktion. Da ging es unter anderem um Väter oder um Mörderinnen. „Engel“ sind es in diesem Jahr. Das gleichnamige Stück der bekannten Autorin Anja Hilling spielt mit dem Thema Erinnerungen und ist für die Darstellerinnen und Darsteller eine kleine Herausforderung.

 

Text und Fotos: Sybille Hilgert

 

„Anja Hilling greift in ihren Stücken immer moderne Themen in einer klaren, einfachen Sprache auf. Aber es gibt keine Regieanweisungen, und die Schauspielerinnen und Schauspieler müssen sich jeden Satz selbst erarbeiten“, sagt Regisseur Daniel Scholz. „Wir mussten in die Dialoge eintauchen und herausfinden, was da passiert“, so Volker Schiewer, Vorstandsvorsitzender des Vereins Bürgerbühne – und natürlich Mitspieler. Gründungsmitglied Christiane von Minckwitz hat es noch nie erlebt, dass ein Stück in diesem Ausmaß prozesshaft erarbeitet wurde.

 

Aber warum geht es eigentlich in „Engel“? In einer Kellerbar betrachtet Kellnerin Asta liebevoll ihre Gäste. Darunter ist unter anderem ein Tätowierer. Er trinkt Bier um Bier und versucht dabei, die Puzzleteile seines traumatischen Urlaubs wieder zusammenzusetzen. Oder eine totgeglaubte Frau mit schlechter Laune und schönem Kleid, aber auch ein einsamer Witwer. Anja Hilling, die seit Jahren eine der meistgespielten Gegenwartsautorinnen Deutschlands ist, spielt in diesem Stück mit sämtlichen Ebenen und Spielarten der menschlichen Erinnerung. Das ist komplex und nicht chronologisch – so wie Erinnerungen halt sind.

 

So ein Stück fordert heraus. Alle Mitspielenden mussten erst einmal versuchen, ihre Rolle zu finden. Das war mit vielen Fragen verbunden und musste zum Teil hart erarbeitet werden. Dank der Unterstützung durch Regisseur Daniel Scholz sei das allen leichter gefallen als angenommen. Er habe viel gefragt und in der Findungsphase alle Mitspielenden unterstützt. „Und er hat sehr viel gelobt“, so von Minckwitz.

 

„Man darf nicht vergessen, dass Theaterspielen „Spielen“ ist. Der Ursprung ist die spielerische Erarbeitung – das vergessen leider manche deutschen Regisseurinnen und Regisseure. Mir macht es viel mehr Spaß, wenn sich das Ensemble das Stück erobert, denn dann gehört es ihm am Ende“, so Daniel Scholz.

 

Das Ensemble ist mit großer Ernsthaftigkeit dabei. Das merkt man im Gespräch und auch bei den Proben. Die Leidenschaft für die Bühne haben einige erst spät entdeckt. „Als ich 50 wurde, wollte ich endlich meine Träume umsetzen“, so Christiane von Minckwitz. „Den Verein Bürgerbühne haben mein Ex-Mann und ich gegründet und seitdem bin ich dabei. In Zukunft möchte ich noch mehr spielen.“

 

„Semiprofessionell hat uns mal jemand genannt, das habe ich als Kompliment aufgefasst“, sagt Vorstandsvorsitzende Pernille Høgild. Ein Teil des Ensembles ist noch berufstätig und kommt nach einem langen Arbeitstag zu den Proben. Aber niemand käme auf die Idee zu spät oder gar nicht zu erscheinen. Das Gefühl, ein Stück auf die Bühne zu bringen, sei einfach unvergleichbar – das sagen alle aus tiefster Überzeugung. Und man müsse keine Angst habe. Denn das Ensemble um einen herum helfe einem immer weiter. Das erlebt zu haben, sei einfach großartig.

 

 

 

 

 

 

Alle, die Interesse haben, sind herzlich eingeladen. Im kommenden Herbst wird das neue Stück vorgestellt – und dann startet die Bewerbungsphase. „Das Credo der Bürgerbühne ist: Jede/r kann dabei sein“, so Schriewer. Die Altersstruktur im aktuellen Ensemble reicht von 21 bis 75 Jahre. Die 11 Schauspielerinnen und Schauspieler, die aus den unterschiedlichsten Berufen kommen, freuen sich auf die kommenden Wochen, in denen es in den Proben-Endspurt geht und sind vom Stück absolut begeistert. „Anja Hilling entwickelt aus dem Thema Erinnerung verschiedene Handlungsstränge. Wir haben dafür Bilder und authentische Momente gefunden und ein schönes, sehr rundes Wellenbad der Gefühle geschaffen.“

 

 

 

Kasten

Bürgerbühne Gütersloh

 

Die Bürgerbühne Gütersloh wurde 2017 als gemeinnütziger Verein zur Förderung von Kunst und Kultur gegründet und ist ein Theater für alle. Der Verein möchte die integrative Kraft von Theater nutzen und Menschen verschiedener Generationen, Geschlechter, Nationalitäten, mit und ohne Behinderungen, verschiedener sozialer Herkunft und diverser Milieus zusammenführen, miteinander ins Gespräch bringen und in ein gemeinsames Theaterspiel verwickeln.

 

www.buergerbuehne-guetersloh.de

 

Bürgerbühne Gütersloh e.V.

Engel

Studiobühne

 

Donnerstag, 15. Juni, Freitag, 16. Juni, Samstag, 17. Juni und Montag, 19. Juni | 19.30 Uhr

 

 

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