Geburtsvorbereitung im Hörsaal

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Autor: gt!nfo

Fotos: Klinikum Gütersloh

07.04.2022


Mehr als 200 Studienanfängerinnen haben im vergangenen Herbst ein Hebammen-Studium gestartet. So viele wie noch nie in NRW. Jasmin Alt ist eine davon. Sie ist 19 Jahre alt und begleitet seit drei Wochen werdende Mütter bei der Geburt im Kreißsaal des Klinikum Gütersloh. „Ich hätte mir auch vorstellen können, Ärztin zu werden, aber dann habe ich eine Fernsehdokumentation über eine Geburtsklinik in England gesehen und ich wusste: Mein Beruf ist Hebamme.“ Davor kam für Jasmin Alt erstmal das Abitur. „Ich habe mein Zeugnis bekommen, und zwei Tage später stand ich als Praktikantin im Kreißsaal“, sagt die angehende Hebamme. „Ich mache mit den Kindern den ersten symbolischen Schritt in die Welt“ An die erste Geburt, die sie im Kreißsaal erleben durfte, kann sie sich noch lebhaft erinnern: „Das war eine Zwillingsgeburt, das hat mich natürlich beeindruckt, Mutter und beiden Kindern ging es gut, und diese Freude und auch diese Erleichterung mitzuerleben, ist für mich jedes Mal wieder etwas Besonderes.“ In der Geburtsklinik des Klinikum Gütersloh wird sie insgesamt sechs Wochen bleiben. Vor und während der Geburt kümmert sich Jasmin Alt zum Beispiel darum, den Herzschlag von Mutter und Kind und die Wehentätigkeit zu kontrollieren. „Ich bin auch für die Abnabelung zuständig und mache auf diese Weise mit den Kindern den ersten symbolischen Schritt in die Welt“, sagt die angehende Hebamme.


Neuer Studiengang an der FH Bielefeld


Im September vergangenen Jahres hat sie gemeinsam mit 45 anderen Studierenden begonnen und ist dafür von Solingen nach OWL gezogen. An der FH Bielefeld ist der Studiengang zum Wintersemester 2021/22 neu eingeführt worden. Das Studium ist ein praxisintegrierter Bachelorstudiengang. Die Studierenden sind pro Semester neun Wochen an der Fachhochschule in Bielefeld und besuchen hier Vorlesungen, Seminare und lernen im Skills Lab das Handwerk einer Hebamme. Im restlichen Teil des Semesters lernen und arbeiten sie in den Praxiszentren für Hebammenwissenschaften und den geburtshilflichen Abteilungen der kooperierenden Kliniken. Fest verankert sind darüber hinaus auch praktische Studienphasen bei niedergelassenen Hebammen.


„Die Einführung des Hebammenstudiums ist ein echter Meilenstein in der Ausbildung von Hebammen. Hebammen leisten hervorragende Arbeit in der Geburtshilfe, deshalb sind sie in unserem hebammengeleiteten Kreißsaal auch der Chef. „Mit der Hochschulausbildung fließen jetzt noch einmal in verstärktem Maße wissenschaftliche Erkenntnisse in die Ausbildung ein“, so Dr. med. Wencke Ruhwedel, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Gütersloh. Im Klinikum Gütersloh können werdende Mütter, deren Schwangerschaft unproblematisch verläuft, in einem hebammengeleiteten Kreißsaal ihre Entbindung ausschließlich von Hebammen betreuen lassen. Die Schwangere wird kontinuierlich und individuell von einer Hebamme betreut, bei der Geburt selbst kommt eine zweite Hebamme hinzu.


Das Studium ist der richtige Schritt, um sich weiterzubilden


Ayse Yufkayürek studiert gemeinsam mit Jasmin Alt an der FH Bielefeld. Sie hat vor ihrem Studium schon als Doula gearbeitet. Eine Doula kümmert sich vor und nach der Geburt eines Kindes um die Frau und ihren Partner und unterstützt die werdenden Eltern physisch und emotional. „Es geht nicht darum, Hebammen zu ersetzen, sondern zu ergänzen.“ Das Honorar einer Doula wird bisher nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen und muss von den Eltern finanziert werden. Das Hebammen-Studium ist für Ayse Yufkayürek der richtige Schritt, um sich weiterzubilden und ihre Arbeit staatlich anerkannt anbieten zu können. „Mir ist es wichtig, die werdenden Eltern über einen längeren Zeitraum zu begleiten und eine Beziehung mit ihnen und dem Kind aufzubauen.“ Dass man sich für den Beruf der Hebamme jetzt mit einem Studium qualifizieren kann, wird nach Ansicht von Ayse einiges in Bewegung bringen:


„Ich glaube, dass die akademische Ausbildung dazu führt, dass man Dinge analytischer betrachten kann, und ich hoffe für mich, dass ich durch

mein Wissen evidenzbasierter arbeiten kann.“

AYSE YUFKAYÜREK



Als Hebamme kann man eine Familie über einen längeren Zeitraum begleiten


Nach ihrem Studium, das inklusive Bachelorarbeit sieben Semester dauert, kann sie sich vorstellen, angestellt und freiberuflich zu arbeiten. Dies kombiniert für sie das Beste aus beiden Welten: „Als Hebamme schützt man einen ganz wichtigen Moment im Leben der Familien, die ich auf diese Weise über einen längeren Zeitraum begleiten und so eine Beziehung zu ihr aufbauen kann.“ Im Klinikum Gütersloh arbeiten aktuell 19 Hebammen in Voll- und Teilzeit. Einige kombinieren wie Ayse Yufkayürek die angestellte mit der freiberuflichen Tätigkeit.


Der Weg zum Hebammenstudium


Wer sich für ein Hebammenstudium interessiert, muss sich aktuell zunächst bei den Praxiszentren für Hebammenwissenschaften in Minden und Paderborn bewerben. Ein Vertrag mit einem dieser Zentren berechtigt dazu, sich anschließend im Online-Portal der Fachhochschule Bielefeld einzuschreiben.

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