Theo, der Grieche aus Kattenstroth

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

08.10.2023


Theodoros Sargiannidis – alle nennen ihn nur Theo – könnte man augenzwinkernd nachsagen, dass er eine „Mogelpackung“ ist: Der Durch-und-durch-Grieche ist gebürtiger Gütersloher, Jahrgang 1976. Und er hat seine bisherigen 47 Jahre komplett in Gütersloh verlebt. Er betreibt als Gastronom das Restaurant Ellinadiko an der Blessenstätte und die Alte Heuwaage. Den verheirateten Familienvater von zwei Söhnen hat Thorsten Wagner-Conert an seinem Lieblingsplatz getroffen: im Parkbad.

 

Sie sind einer von hier, haben aber eine hohe Affinität zu Griechenland, fahren da immer wieder hin. Will das der Grieche, der in Ihnen steckt?

 

…Sargiannidis: Ja, natürlich. Einmal im Jahr, vielleicht auch zwei- oder dreimal, weil meine Eltern in Griechenland leben. Meine Wurzeln kommen von da – und es zieht mich immer wieder dahin, nach Makedonien in Nord-Griechenland.

 

Vor einigen Jahren haben wir die Griechen mitleidig beäugt, weil sie in einer Riesen-Finanzkrise steckten, nichts mehr lief. Mittlerweile könnten die Griechen fast über uns lachen, oder?

 

…Sargiannidis: Ja, das hat sich gewendet. In Griechenland ist die Finanzkrise einigermaßen gut überstanden, und es wird wieder investiert. Es geht wieder vorwärts.

 

Wir sind an Theos Lieblingsplatz, dem Parkbad. Es hätte noch einen anderen gegeben, den Ludwig-Wolker-Platz in Kattenstroth, aber der ist nicht mehr da.

 

…Sargiannidis: Genau, da bin ich aufgewachsen, da habe ich viele Kindheitserinnerungen. Gerade in den Ferien haben wir da von morgens zehn Uhr bis es dunkel wurde immer gebolzt. Aber viele Erinnerungen gibt es eben auch ans Parkbad. Da kam man nach der Schule mit 50 Pfennig hier rein, konnte schwimmen, Volleyball spielen…

 

Sie hätten eigentlich Profi-Fußballer werden können mit der vielen Bolzerei. Jetzt aber müssen Sie richtig hart arbeiten. Schade drum?

 

…Sargiannidis: Sehr schade drum. Ich habe sehr gerne Fußball gespielt, bin auch beim FC Gütersloh groß geworden, habe durchgespielt von der F-Jugend bis hoch in die zweite Mannschaft. Aber durch den Beruf hatte ich dann immer weniger Zeit – und dann kam die Familie dazu.

 

Kurz mal outen: Welches ist Ihre Lieblingsmannschaft? FC Bayern oder BVB?

 

…Sargiannidis: FC Bayern München, ganz klar. Da bin ich Außenseiter in meiner Kneipe.

 

Im Parkbad, da waren wir alle. Welchen Blödsinn haben Sie hier gemacht?

 

…Sargiannidis: Na gut, ab und zu, wenn wir nicht die 50 Pfennig hatten, sind wir hintenrum über den Zaun (grinst). Natürlich sind wir vom Beckenrand gesprungen und haben dann die Ansage des Bademeisters kassiert – naja, und was so dazugehört.

 

Das Parkbad heute sehen Sie als Gastro-Profi. Wie finden Sie es?

 

…Sargiannidis: Sehr einladend. Der Betreiber macht sich hier viel Mühe. Für Familien mit kleinen Kindern ist das toll. Und ansonsten trifft sich hier alles.

 

Es ist ja so ganz anders als Ihre Gastronomie, fast schon ein wenig Subkultur …

 

…Sargiannidis: Richtig, hier treffen sich ganz spontan ganz unterschiedliche Gruppen, lassen die Sommernächte ausklingen zum Beispiel.

 

Wenn Sie selbst nicht arbeiten – und Sie arbeiten viel -, was treiben Sie dann in Gütersloh?

 

…Sargiannidis: Dann unternehme ich viel mit den Kindern, weil dafür eh immer zu wenig Zeit ist. An Ruhetagen kommen die Kinder von der Schule, wir machen Hausaufgaben, meistens gehen wir dann abends mit der Familie irgendwo essen.

 

Wenn Sie Leuten aus der griechischen Heimat Gütersloh zeigen – was zeigen Sie da?

 

…Sargiannidis: Die Alte Heuwaage (lacht). Wenn Verwandte kommen, dann zeige ich denen den Alten Kirchplatz, wo meine Taufe war, den Stadtpark, die Gegend, in der ich aufgewachsen bin …

 

Als Gütersloher Grieche, was essen Sie selbst eigentlich gern – wenn es nicht von der eigenen Karte sein soll?

 

…Sargiannidis: Natürlich von hier: Currywurst/Pommes weiß, klassisch Schnitzel – und ansonsten mag ich auch die bayrische und die Tiroler Küche: Haxn, Sauerkraut…

 

Sehr fleischlastig … In Griechenland diskutiert man nicht übers Veggie oder Vegetarier sein?

 

…Sargiannidis: Es gibt viel leichte Kost in Griechenland, mediterran – aber da sind wir dann auch beim Fisch. Aber zuhause in Griechenland, da ist’s gebirgiger, da gibt’s dann doch mehr Fleisch.

 

Zurück zum Lieblingsplatz, dem Parkbad: Was muss hier noch stattfinden, was noch nie stattgefunden hat?

 

…Sargiannidis: Die machen hier so viel mit Live-Musik, Streetfood, das ist schon richtig gut. Vielleicht mal eine Lesung? Das haben wir bei uns mal ausprobiert – und das lief sehr gut mit Meike Winnemuth.

 

Ist das, was Sie da machen beruflich, ist das Ihr Lebensinhalt bis in alle Ewigkeit?

 

…Sargiannidis: Ich mache das mit Leidenschaft, das ist mein Leben. Was anderes kann ich mir gar nicht vorstellen.

 

In Griechenland sieht man ganz oft den Patron so ab 50 vor seiner Taverne sitzen, da begrüßt er dann die Gäste – und das war’s aber auch mit der Arbeit.

 

…Sargiannidis: Das ist in Griechenland tatsächlich immer noch so. Ich habe das hier auch mal probiert, aber das geht gar nicht. Ich muss immer was tun.

 

 

 

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