Gütersloh, beste Strand(t)-Lage

Autor: gt!nfo

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

10.09.2023

Hans-Hermann Strandt war elf Jahre lang 1. Vorsitzender der Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz e. V. und hielt den Kopf mit einem klasse Team für „Die Woche der kleinen Künste“ oder „Freitag18“ zum Beispiel hin. Nun zieht er sich zurück – zumindest ein bisschen. Thorsten Wagner-Conert traf ihn, natürlich am Dreiecksplatz.

 

Interview und Fotos: Thorsten Wagner-Conert

 

Das Treffen an Ihrem Lieblingsplatz überrascht nicht; der Dreiecksplatz war die vergangenen elf Jahre intensiver Lebensinhalt.

 

…Strandt: Vorher war’s auch schon mein Lieblingsplatz. Ich fand das so großartig, was Volker Wilmking (†) als Begründer unserer Initiative da inszeniert hatte. Da dachte ich, da musst Du mithelfen – und so bin ich da irgendwie dazu gekommen.


 

Was war das für eine Wandlung? Bei Miele waren Sie für die Logistik-IT zuständig. Und dann im Ruhestand der Wechsel zum „Kulturfuzzi“?

 

…Strandt: Kulturell war ich schon immer interessiert, und Musik war auch so meine Sache. Ich bin musikalisch sozialisiert worden Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre, als noch komplexe und gute Musik gemacht wurde. Von daher hat mich handgemachte Musik immer begeistert, obwohl ich nie die Gelegenheit hatte, das selbst zu machen. Ich habe mal Saxofon gelernt und spiele es heute noch – aber nur für den Hausgebrauch und ohne Publikum bitte schön. Von daher hat mich diese Musik immer fasziniert, viel mehr als die übliche Radio-Rotation. Die hat mich eher gelangweilt.

 

Das eine ist der eigene Kulturgenuss, der persönliche Zugang. Das andere ist, 20 Tage „Freitag18“ im Jahr zu machen, eine „Woche der kleinen Künste“ zu rocken und dabei ein gutes Gespür dafür zu haben, was das Publikum eigentlich will. Wo kommt dieses Gespür her?

 

…Strandt: Das muss man ein Stück weit entwickeln, und ich habe das ja auch nicht allein gemacht. Im Programmteam waren fünf unterschiedliche Leute. Einer davon war ich. Das Erfolgsrezept war wohl, dass fünf unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen musikalischen Vorlieben zusammengekommen waren, die für ein facettenreiches Programm gesorgt haben. Wir waren uns immer einig, es darf keine Top40-Band sein, es darf kein noch so gutes Tribute-Projekt sein; es musste immer etwas Besonderes sein. Das ist uns vielleicht nicht immer gelungen, aber ich behaupte mal, zu 90 Prozent war das eine tolle Geschichte.

 

Bleiben wir bei Hans-Hermann Strandt: Was war ihr persönliches Highlight in den elf Jahren? Dieses eine Ding, bei dem Sie dahingeflossen sind …

 

…Strandt: Diese eine Situation hat es nicht gegeben. Aber schon ein paar, über die ich mich heute noch freue. Dazu gehört auf jeden Fall ein ganz besonderes Duo: Wolfgang Haffner und Barbara Dennerlein, die in dieser Konstellation noch nie vorher aufgetreten waren und es wohl auch nicht mehr werden. Die hatten ganz früh mal zusammengespielt, sich dann aber schnell in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Sie hier zusammenzubringen, ist mir ganz gut gelungen, ja. Was uns wohl immer gelang: Wir haben unser Publikum immer neugierig machen können. Wir haben es nicht etwa damit gecatcht, dass es hörte, was es immer schon gern hörte.

 

Künstler verkaufen sich nach vorne, haben nach vorne ihr Image. Und backstage sind die noch einmal anders – und backstage passieren auch die Geschichten. Da gibt es zum Beispiel die Rider, in denen steht, was bitte mal da sein soll…

 

…Strandt: Irgendwann haben wir herausgefunden, die Rider werden von irgendwelchen Agenturen gemacht und nicht von den Künstlern selbst. Und die Agenturen schreiben dann Sachen da rein. Bei einer Künstlerin stand mal ein sehr besonderer Whisky als Verpflegung drin. Die hat sich so gefreut, den hätte sie ja noch nie bekommen. Sie musste dann selbst lachen, dass der in der Anforderung ihrer Agentur stand.

 

Hans-Hermann Strandt ist niemand, der, nur weil er die Aufgabe abgibt, nach Hause geht und die Beine übereinanderschlägt und den Opa im Lehnstuhl gibt. Was passiert?

 

…Strandt: Erstmal habe ich den Ehrgeiz, dass der Übergang gut gemanagt wird. Ich habe schon ein Interesse daran, dass das in guter Qualität, wenn auch anders, weitergeht. Da werde ich mithelfen – und das Ganze muss ja auch finanziert werden. Ich hatte circa 70 Prozent der Sponsoren sozusagen an der Backe, das habe ich gerne gemacht. Und das muss man nun aufteilen. Und darüber hinaus bin ich ja auch weiter ein kulturaffiner, besessener Mensch.

 

Gibt es den einen kulturellen Wunsch, den Sie sich an diesem Dreiecksplatz gern erfüllt hätten, wozu es aber nicht kam?

 

…Strandt: Einerseits wünscht man sich natürlich den ein oder anderen Kracher, andererseits muss man auch realistisch sein. Der Platz ist so, wie er ist. Den kriegt man nicht größer.

 

Was ist denn der eine Kracher?

 

…Strandt: Ich hätte so gerne ZAZ gehabt. Aber die war ja zumindest im Theater vor 530 Leuten Publikum. Sowas hätte ich gern auf dem Platz hier erlebt, na klar. Auch mit Candy Dulfer habe ich mal geliebäugelt. Aber das muss man halt auch finanzieren können – und der Platz muss es auch hergeben.

 

Was wünschen Sie dem Dreiecksplatz nach der Ära Strandt?

 

…Strandt: Ich wünsche ihm, dass sein Charme mit allem Drumherum erhalten bleibt.

 



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