Was machen unsere britischen Musiker?

Autor: gt!nfo

Fotos: Peter Heermann

22.05.2021

Kultur

Ein Selbstläufer in einer Stadt, in der mal jeder Zehnte aus dem Königreich kam. Jetzt lotet Uli Twelker aus, womit sich drei der britischen Gäste auf unserem Dreiecksplatz den Lockdown versüßen.


Text: Uli Twelker


Der Walise neben Eric Clapton

Der walisische Gitarrist und Sänger Andy Fairweather Low, vielen als Eric Claptons rechte Hand vertraut, groovte mit seinen Low Riders, Nick Pentelow (sax), Paul Beavis (dr) und Dave Bronze (b) im August 2014 auf dem Dreiecksplatz: „Tequila“! Jetzt trotzte er Corona mit dem im September 2020 entstandenen Konzert-Album „Live Lockdown“, ab Mai 2021 auf Vinyl/CD erhältlich. Außerdem tragen Andy und seine Riders eine wunderschöne Version des Mamas & Papas-Songs „Dream A Little Dream Of Me“ zum Abstinenz-Charity Event „Turn Up For Recovery“ bei. Und, was keinesfalls unerwähnt bleiben darf, ist Fairweathers Teilnahme am neuen Album der großartigen Mod-Legende Paul Weller: Auf „Fat Pop“ ist Andys irrer Sopran im Song „Testify“ zu hören.



Colosseum still alive

Er gastierte 2017 mit der Clem Clempson Band – sie glänzten mit Chris Farlowes Welthit „Out Of Time“ genauso wie mit Humble Pie-Songs. Farlowe und Clempson feierten vor allem mit Colosseum und sind durch ihre Jazzrock-Champions weltbekannt. Mit einem weiteren Überlebenden Colosseums, Bassist Mark Clarke, pendelt das Survival-Trio während des Lockdowns zwischen Hamburg und London, um für das Hamburger Label Repertoire Records ein neues Album einzuspielen. Dazu holte sich Farlowe aus eigener Band den Saxophonisten Kim Nishikawara. Dem unvergesslichen Jon Hiseman folgt Malcom Mortimore zum Drum-Podium: die Gütersloher erlebten ihn im Sommer 2019 bei der Chris Jagger Band. Beim neuen Keyboarder Dave Moore steht R&B-Legende Bo Diddley auf der Visitenkarte. Größtmögliche Colosseum-Empfehlung: Er spielte für Mitbegründer Dick Heckstall-Smith, der per „Doppel-Saxophon“ aus einem Weberei-Gig der Neunziger unvergesslich bleibt. Ende des Lockdowns? Colosseum treten am 29. August beim Open Air am Hamburger Landhaus Walter auf!


Animals-Urgestein lässt nicht locker

Umtriebigster Gütersloh-Besucher in unserem Porträt-Trio ist der Wahl-Londoner Zoot Money. Zoot kam 2006 als „Trio From Hell“ nach Gütersloh – ein Blick zur Bühne – und Güterslohs Langzeit-Brite Roger Clarke-Johnson zwinkerte: „Der hat sich seit 1966 kaum verändert!“ 40 Jahre Zeitmaschine! Zoots Gitarrist Ronnie Johnson sammelte Erfahrung bei Van Morrison und Georgie Fame, Drummer Steve Laffy bei den Foundations. Zoot schreibt im Lockdown neue Songs: „Ich maile meine Ideen mit den Zwillingen Mark und Steve Owens hin und her, um nach ‚The Book of Life“ (2016) ein weiteres Album aufzunehmen. Meine Live-Gigs starten im Juli – vom 6. bis 8. August gibt es in Southampton einen „Long John Baldry Weekender“, bei dem er sich mit seiner Big Roll Band an Memories der R&B-Legende beteiligt. Und sonst noch? Ach, lassen wir ihn selbst erzählen:


„Den größten Teil meiner Lockdown-Arbeit nimmt das Schreiben einer ‚History Of The British Blues Boom‘ ein, an der ich mit dem Historiker Dr. Bruce Cherry sitze. Bruce sagt, ich bin der Hogarth-Hund des Blues. So wie in jedem Hogarth-Gemälde ein Hund sitzt, tauche ich in jedem Jahrzehnt in London auf – ab 1961 mit meiner Big Roll Band samt Police-Gitarrist Andy Summers, als Teil der Animals, oder mit Alexis Korner. Bruce sitzt nur leider momentan in den Bergen Brasiliens nahe Sao Paolo fest – seine Frau ist Brasilianerin. Er kommt nicht an Impfstoff ran und will sich kein Covid einfangen. Aber bis zum Herbst werden wir fertig; Die Welt wird staunen! Tourneen nach Europa sehe ich nicht, die EU macht es schwierig für uns.“



Kleiner Hinweis

Vinyl-Liebhaber aufgepasst: Repertoire wird „Zoot Money’s Big Roll Band Live At The BBC 1966“ als Doppel-LP herausbringen. Als sei das nicht genug, gastiert der Mann auch noch mit „Groove-unterstützender Hammond“ auf zwei Tracks des neuen Papa George Albums „These Wheels“!


Uli Twelker, Gütersloher Drummer, unter anderem bei den Sazerac Swingers, ist ein großer Freund und Kenner der britischen Musikszene. Für die Woche der kleinen Künste hat er viele international bekannte britische Musiker in die Dalkestadt gelockt. Exklusiv für gt!nfo hat er sich auf der Insel umgehört, wie es einigen von ihnen zwischen Brexit und Corona-Pandemie erge


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