Dornröschenschlaf eines fantastischen Pfades

Autor: Thorsten Wagner-Conert

Fotos: Thorsten Wagner-Conert

26.08.2021

Wer sich etwas Gutes tun will, fährt an den Rand der Stadt. Hier, kurz bevor die Rhedaer Straße in den gleichnamigen Forst eintaucht, gibt es den Kiebitzhof-Bioladen, der reichlich gesunde Lebensmittel anbietet. Viel mehr als den Laden gibt es auf dem Gelände, das zum wertkreis Gütersloh gehört und Menschen mit Behinderungen vielfältige Beschäftigung bietet.


Purer Genuss: Der Abstecher in den Kiebitz-Laden. 


Das Gelände wird durchzogen von einem schmalen Pfad mit merkwürdigen, oft gar nicht wahrgenommenen Installationen. Dahinter verbirgt sich ein Konzept: Ein Sinnes- und Erfahrungspark nach Hugo Kükelhaus. „Der Zauber des wirklichen Begreifens liegt darin, dass wir etwas Alltägliches neu sehen!“, sagte der Mann, der von 1900 bis 1984 lebte – und der so viele Fähigkeiten auf sich vereinte: Tischler war er, Pädagoge, Künstler, Schriftsteller und noch viel mehr. Ein Multitalent, dessen Spuren heute noch beeindrucken. Wie beispielsweise die am Kiebitzhof: Dort war im Jahr 2000 der Sinnespfad nach Kükelhaus-Ideen eingeweiht worden, der Besuchern ihre eigenen Sinne, Musikinstrumente und unterschiedliche Materialien näher bringen sollte. In den besten Zeiten der Anlage funktionierte das wunderbar. Gespickt mit Aha-Erlebnissen, optischen Täuschungen und überraschenden Klängen eröffnete der Pfad eine neue, bewusste Wahrnehmung der eigenen Sinne.


Machen auch nach mehr als 20 Jahren noch neugierig: Skulpturen und Figuren. 


Geschaffen wurde die Anlage von fünf langzeitarbeitslosen Menschen auf Basis der Kükelhausschen Lehre; geleitet hatte die Realisierung ein Gartenarchitekt, der auf dem Gutshof lebte. Mittlerweile, nach 21 Jahren, hat die Anlage ein wenig unter dem Zahn der Zeit gelitten. Manche Installation lässt nur noch erahnen, wie sie eigentlich funktionierte, manche fehlt sogar ganz. Übrig geblieben sind aber Dinge, die immer noch funktionieren und die zur Auseinandersetzung mit ihnen einladen. Eine kleine Auszeit für Kopf und Seele in jedem Fall, die man sich gönnen sollte, wenn man eh auf dem Kiebitzhof ist oder aber mit dem Fahrrad oder zu Fuß vorbeikommt, um sich im Grünen zu erholen.

 

Haste Töne? Spielerisch neue Eindrücke sammeln.


Wertkreis-Sprecher Steffen Gerz ist sich der Lücken bewusst: „Einige Geräte und Musikinstrumente fehlen“, sagt er. „Eigentlich sollten sie schon ersetzt werden, aber dann kam Corona.“ Doch es gibt Hoffnung: Wohl im kommenden Jahr soll der Pfad wieder komplettiert werden – als Wohltat für die Besucher und: für eine lückenlose Entfaltung der Sinne.

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