Rad & Sohn: Von ambulanten Lieblingsplätzen

Autor: gt!nfo

27.12.2022

Andreas Kerkhoff ist Gütersloher Hotelier und Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Zusammen mit seiner Frau Andrea betreibt er das Hotel „Appelbaum“ an der Neuenkirchener Straße. Die beiden haben zwei Kinder, elf und 14 Jahre alt. Der Lieblingsplatz von Andreas Kerkhoff hat zwei Räder – weshalb es Thorsten Wagner-Conert bei der augenblicklichen Witterung vorzog, ihn in seinem Restaurant „Gütsel“ zum Gespräch zu treffen. 

 

Text und Fotos: Thorsten Wagner-Conert


Was ist der Lieblingsplatz in Gütersloh, wenn es mal nicht der eigene Laden sein soll?

…Kerkhoff: Wenn es mal nicht der eigene Laden sein soll, sitze ich gerne auf meinem Fahrrad, das ist eigentlich mein Lieblingsplatz, wenn ich mich zurückziehen will. Ich fahre dann sehr, sehr gerne raus an der Dalke entlang. Da gibt es viele, wunderschöne Plätze, wo man sich mal hinsetzen, runter- und zur Ruhe kommen kann, um auch einfach mal nachzudenken.


Und dann gibt es da noch einen Platz für Sie in der Innenstadt – da gehen Sie gar nicht zuallererst aus Konsumgedanken hin – sondern um einfach mal zu gucken

…Kerkhoff: Ja, ich finde ja das Geschäft „Sommer“ in der Moltkestraße ganz großartig. Da kommt man rein und ist gleich in so einer anderen Welt. Da wirst du nett begrüßt, bedient,

es gibt tolle Geschenkideen, gerade, was Schreibwaren betrifft … Ich geh da gerne hin und guck mich auch nur mal um.


Die andere Welt, was für eine Überleitung … Zweidreiviertel Jahre erleben wir jetzt schon eine andere, durch Corona beeinflusste Welt – und das hat Sie in der Gastronomie ganz besonders betroffen. Jetzt, im Rückblick auf diese lange Zeit, wie fühlt sich das an?


…Kerkhoff: Also, irgendwo habe ich manchmal das Gefühl, als hätte es diese Zeit gar nicht gegeben, als wäre es so etwas wie ein böser Traum. Das ist alles schon wieder so weit weg. Der Alltag hat uns da eingeholt. Wir sind jetzt schon froh, dass wir wieder das machen können und dürfen, was wir vor Corona gemacht haben.


Wie viel Spaß macht es denn jetzt noch, Gastronom zu sein nach all dem Erlebten?


…Kerkhoff: Es macht jetzt wieder sehr, sehr viel Spaß. Wir haben das Restaurant, das „Gütsel“, umgebaut. Darüber haben wir auch neue Gäste gefunden. Wir haben einen Wechsel bei den Mitarbeitern gehabt. Es macht Spaß, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben und anzulernen. Das ist ein anderer Spaß als noch vor zwei, drei Jahren. Es ist schon herausfordernd, aber zurückblickend würde ich sagen: Ich würde es jederzeit wieder so machen.


Was ist das für ein Phänomen gewesen, dass der Gastronomie plötzlich das Personal weglief?


…Kerkhoff: Ich glaube, zum einen haben die Mitarbeiter viel freie Zeit gehabt und brauchten dann vielleicht auch zusätzlich noch einen finanziellen Ausgleich. Den haben die dann in 450 Euro-Jobs gefunden und festgestellt: Mensch, ich kann da ja auch arbeiten – ohne Wochenend- und Abendeinsätze. Da kann ich Zeit mit Familie, Freundin, Freund und wem auch immer verbringen und habe trotzdem das gleiche Geld.

 

Man erlebt derzeit im Alltag häufig, dass die Menschen mauliger sind, dass sie ungeduldiger sind, dass sie egoistischer sind… Andererseits gibt’s Mitarbeitende in der Gastronomie, die total klasse und verbindlich sind, bei denen man sich gut aufgehoben fühlt – die einem das Gefühl von Geborgenheit vermitteln, dass in der letzten Zeit draußen gefehlt hat. Ein interessanter Kontrast…


…Kerkhoff: Ja, das ist so. So sind wir Menschen auch gestrickt: Wir wollen diese Wärme, wir sind soziale Wesen und freuen uns natürlich darüber, wenn wir irgendwo hingehen, wo wir einen schönen Abend haben wollen, wo wir nicht über die Alltagsprobleme reden – nicht über Corona, Krieg, Energiekrise. Das wollen Menschen, die in die Gastronomie gehen, für den Augenblick vergessen. Das ist, was wertgeschätzt und auch honoriert wird.


Also sind Häuser wie Ihres ein Ort des Vergessens im besten Sinn?


…Kerkhoff: (lacht) Ah, das will ich nicht hoffen – man soll sich ja auch, wenn man rausgeht, noch an uns erinnern und wiederkommen. Aber Orte des Abschaltens und Runterkommens sind wir schon. 


Sie haben in Krisenzeiten das „Gänsetaxi“ erfunden. Wenn ich Sie frage: Was bleibt von Corona – ist die Antwort dann „Kerkhoffs Gänsetaxi“?


…Kerkhoff: Schon irgendwie. Da hatten wir echt eine tolle Idee. Wir haben plötzlich so viele Gänse verkauft wie sonst in fünf Jahren nicht. Da brauchten wir vier statt einem Auto, um das hinzubekommen – und das funktioniert auch dieses Jahr so.


Bei dem Erfolg hätte ich gedacht, einer Ihrer Lieblingsplätze ist vielleicht ein Gänsebauernhof?


…Kerkhoff: Ja, der Gänsebauernhof vielleicht – aber die Gänse sehen mich da nicht so gern (schmunzelt).

Also, zwei Lieblingsplätze haben Sie beschrieben: Welchen besuchen Sie als nächstes? Der Sohn hat Geburtstag. Da gehört auch der Ausflug mit dem Vater dazu. Wäre nicht gerade WM, dann wäre es ein Besuch in einem Fußballstadion in München. Das fällt also aus, ich weiß noch nicht, wo er hinwill – aber das wird dann sein und mein Lieblingsplatz in dem Moment sein. Kinder sind da schließlich entscheidend.   

 

Wenn er nicht im eigenen Restaurant ist, ist Andreas Kerkhoff gerne per Rad in der Natur unterwegs. Das Rad als mobiler Lieblingsplatz sozusagen.

 

Kerkhoff sieht sein Restaurant „Gütsel“ als Platz zum Abschalten und Runterkommen für die Gäste.


Hat nach der Pandemie wieder Spaß am Gastronomen-Dasein – Andreas Kerkhoff.

Unsere Website verwendet Cookies. Bleibst Du weiter auf unserer Website, scheinst Du nicht nur von der Seite begeistert zu sein, sondern stimmst auch der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen findest Du hier