Bewertung zur Verkehrsführung

Autor: gt!nfo

Fotos: wolfgang Sauer

16.04.2021

Mit Enttäuschung und deutlicher Kritik reagieren die drei Verkehrsverbände ADFC, VCD und Verkehrswende auf die von der Stadt vorgestellte Bewertung zur Verkehrsführung in der Innenstadt von Gütersloh. Die beiden Hauptpunkte dieser Untersuchung sind die Verlängerung der bestehenden Fahrradstraße Dalkestraße über Münsterstraße und Hohenzollernstraße nach Norden sowie die Einführung einer weiteren Fahrradstraßenachse in Ost-West-Richtung über Strengerstraße, Schulstraße und Roonstraße.


Mehr Raum für die Menschen

„Offensichtlich haben die Stadt und das beauftragte Planungsbüro nicht das Ziel verfolgt, den Gütersloher Autoverkehr auf das wirklich notwendige Maß zu begrenzen und damit mehr Raum für die Menschen unserer Stadt zu schaffen“, sagt Daniel Neuhaus, Vorsitzender des ADFC. Vielmehr haben die drei Verbände den Eindruck, als sollten bereits bekannte Fahrradstraßenplanungen möglichst ohne Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr umgesetzt werden. „Das kann aber nicht unser Ziel sein. Ziel muss es sein, den Anteil von Fahrrad-, Fuß- und Busverkehr zu erhöhen und insbesondere den motorisierten Durchgangsverkehr aus der Stadt herauszuhalten“, ergänzt Jürgen Bökenhans von der Verkehrswende.


Die drei Fachverbände arbeiten schon lange an entsprechenden Konzepten. Seit 2019 gehen sie auf alle Ratsfraktionen, die Verwaltung und die Bürgerschaft mit Vorträgen und Gesprächsrunden zu. Eine Idee als Diskussionsgrundlage für eine attraktive, sichere und klimaneutrale Innenstadtmobilität wurde vorgestellt und traf auf großes Interesse und viel Zustimmung. Bekannt unter dem Namen „Groninger Modell“ sollte es laut Stadtverwaltung auch in die vorliegende Untersuchung einfließen. „Dies ist offensichtlich nicht geschehen“, so Felix Kupferschmidt vom VCD. „Auf uns ist niemand zugekommen - dem Planungsbüro lag nur ein skizzenhafter alter Stadtplan vor. Erst jetzt, nach fast einem Jahr, erfahren wir von der bruchstückhaften Vorgabe für die Planer.“ Entsprechend taucht das Modell nur am Rande in der Untersuchung auf - obwohl es die besten Auswirkungen auf den Bus-, Rad- und Fußverkehr hat und gleichzeitig die Erreichbarkeit aller relevanten Fahrtziele auch mit dem Auto sicherstellt, wie die drei Verkehrsexperten betonen.


Zeit verloren

Einige alte Ideen in der neuerlichen Untersuchung der Stadtverwaltung sollten längst umgesetzt sein: Der bereits von der Politik beschlossene „Masterplan klimafreundliche Mobilität“ von 2017 lieferte diese nun erneut auf den Tisch kommenden Vorschläge ebenfalls – und viele weitere. „Wir hätten uns gewünscht, dass die Stadt zielgerichtet die priorisierten Maßnahmen aus dem Masterplan umsetzt. Wir haben nun viel Zeit verloren, die wir eigentlich nicht haben“, so Neuhaus.


Die Verkehrsverbände erwarten vom Ausschuss für Mobilität zunächst eine erste Lesung der Beschlussvorlage. Auf der aktuellen Basis kann es keine Entscheidung geben. Die Auswirkungen bruchstückhafter Maßnahmen ohne Zielvorgabe im Sinne von Aufenthaltsqualität, Sicherheit und Klimaschutz müssen genau untersucht werden. Der Stadtrat sei absolut kompetent für vorausschauende Entscheidungen, so Kupferschmidt.

Zur Unterstützung möchten die Verkehrsverbände weitere Vorträge und Ideenentwicklungsrunden mit Stadträten und Bürgern anbieten.


In der nächsten Zeit werden sich die Verkehrsfachleute mit weiteren Details zur Bewertung der Stadtverwaltung zu Wort melden. Wer einen Eindruck vom Groninger Modell gewinnen möchte, findet einen Film, der von den Güterslohern mit deutschen Untertiteln versehen wurde, hier: www.kupfi.de/groningen

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