Gütersloher Splitter

August 2025

Das ältere bürgerliche Paar betritt mit einer gewissen Feierlichkeit die Straße, Arm in Arm verschränkt, gemessenen Schritts sich gegenseitig in stolzer Demonstration lebenslangen Einsseins haltend und versichernd. Geschäftiges Gewusel um sie herum, Einkaufstaschen und Frittengeruch. Zwei Welten.

Bin jetzt mit einem früheren Spitzenbeamten der Stadtverwaltung verabredet: Wir wollen ein Wettrennen mit der Rikscha in der Fußgängerzone veranstalten. Ohne Radarmessung, samstags um 11 Uhr. Macht mehr Spaß. Fehlen nur noch zwei ambitionierte Fahrer.

Beim Griff ins Portmonee ziehe ich schnell die labbrigen alten Scheine zum Bezahlen. Der schöne neue Schein bleibt noch bei mir. Minitriumph im Alltagsgrau.

Jeder spricht mit Redewendungen. Ups, bei mir ist es gerade „Wahnsinn“.

Wir Gütersloher wählen am Sonntag, 14. September, ein neues Stadtparlament. Großes Stühlerücken im Ratssaal? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Noch bestimmen Stammwähler im Großen und Ganzen die Mehrheitsverhältnisse, schleichende Verschiebungen eingerechnet. Aber was, wenn der Souverän eine neutrale Leistungsbilanz der Parteien zur Grundlage seiner Wahlentscheidung macht? Keine Sorge. Oder können Sie politische Entscheidungen in der Ratsperiode 2020–2025 einzelnen Fraktionen sicher zuordnen?

Was, die schönen ökodesignten braun-papiernen Coffee-to-go-Becher sind gar nicht hip-green? Voll mit Kunststoff Polymeren und gar nicht gut zu recyclen? Gerade gelesen. Wieder mal kapitalistischer (ja, genau) Werbepropaganda auf den Leim gegangen.

Wenn der eine tatsächlich mal einen Friedensnobelpreis bekommen, äh, erdealen sollte, hier die Adresse für alle, die ihren eigenen sofort dem White House zurückgeben wollen: 1600 Pennsylvania Ave NW, Washington, DC 20500, USA.

Mein Ältester mailt ein Gipfelkreuzfoto in den Alpen. Sofortige Sehnsucht. Ich kenne das Untenliegende, suche daher den immer wieder neuen, freien, weitenden Blick von da oben. Das lohnt mir jede Aufstiegsmühe.

Das Abhören meiner Interviews für dieses Magazin kann manchmal peinlich-unangenehm sein. Ständig unterbreche ich, werfe Worte, Gedankensplitter in die Rede, bin gefühlt zu schnell. Späte Selbsterkenntnis, immerhin.

Ich krame in der Studentenfutter-Tüte nach der letzten Rosine. Aber halt, müsste es nicht Studentinnen- und Studentenfutter-Tüte heißen? Oder StudentInnenfutter-Tüte? Student:innenfutter-Tüte vielleicht? Ach, Studierendenfutter-Tüte wohl, die ich beim Backenden (igitt: Bäcker!) erstanden habe. Aber studieren die denn eigentlich gerade, wenn sie Futter futtern? Mein persönliches Roll-Back: Studentenfutter passt, und das ist auch gut so. Gibt es ernsthaft eine/n, die/der in Deutschland nicht weiß, dass unter Studenten auch Studentinnen firmieren? Bitte melden.

In einem Kinderbuch steht Kluges: „In Wahrheit haben alle Flügel.“ Wie schön. Ich gebe das mal so weiter.

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Mein Großneffe Wim hat sein erstes großes Geschäft auf der Toilette gemacht. Alleine. Vorher sorgte er für das nötige Umfeld: „Mama, du musst rausgehen, ich brauche meine Ruhe!“

Grafik: AdobeStock © izzul fikry (ijjul)

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