Der Schläger-Typ, aber nur an der Fröbelstraße …

Die Fröbelstraße 79 in Gütersloh kennt er fast sein Leben lang schon. Sie ist ein Steinwurf von seinem Elternhaus entfernt – und die hatten damals mit anderen dort den Tennisverein GTC Rot-Weiß mitbegründet – und damit den Lieblingsplatz von Weberei-Chef Steffen Böning. Thorsten Wagner-Conert hat sich dort mit ihm getroffen.  

Hier hatte Steffen Bönings Kindheit und Jugend ihr Zuhause. „Den jugendlichen Blödsinn gab’s hinter der Tennishalle, hinter den großen Wänden. Gesucht und gefunden wurde ich entweder zuhause im Garten oder hier an der Fröbelstraße auf dem Platz“, sagt er. Das Vereinsleben war damals noch ein anderes, erinnert sich der 51-jährige Vater eines Sohnes: „Wenn ich nichts anderes vorhatte, ging ich auch freitagsabends zum Kartenspiel oder Billard oder Kicker hierhin.“ Woanders war Tennis in den 1970/1980ern noch ein wenig der Elitesport in Weiß. Der GTC aber war immer schon bunt gemischt durch Spitzen-, Jugend- und Breitensport. 

Als Weberei-Geschäftsführer ist Steffen Böning Kulturmacher und -kenner: „Die Kultur in Gütersloh ist supergut aufgestellt. Dreiecksplatz, Theater, Weberei und viele andere Initiativen, Verkehrsverein, Gütersloher Sommer – da können wir alle stolz drauf sein.“ Als „soziokulturelles Zentrum“ ging die Weberei 1984 an den Start, von Seiten des Stadtrates mit bewilligten, aus heutiger Sicht lächerlichen 2,25 Millionen DM für Bau- und Einrichtungskosten.  

Die Subkultur heute ist nicht mehr die Subkultur der 1980er-Jahre – aber ein wenig klingt in der Weberei immer Franz-Josef Degenhardts „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ im Ohr – und diese „Schmuddelkinder“ waren immer auch Bereicherung in der Stadt und an der Adresse der Weberei. „Damals ging es mehr um Häuser besetzen und Ringeltanz für den Weltfrieden“, sagt Steffen Böning lachend, und: „Die Grundidee, etwas zu diskutieren und gemeinsam auf die Reihe zu kriegen, die ist geblieben und das ist gut.“

Seit 2014 managt er mit einem engagierten Team die Weberei – und zum Februar 2026 geht seine Zeit dort zu Ende. Steffen Böning kritisiert die Stadt nicht sehr laut, ist aber enttäuscht. Die hatte eine einjährige Umbauphase der Weberei angekündigt und kurz vor Beginn wieder abgesagt. „Wenn so ein gravierender Umbau mehr als ein Jahr im Voraus fest geplant ist, alles darauf ausgerichtet ist und dann wenige Tage vor dem Start abgesagt wird, schlägt jeder seriöse Unternehmer die Hände über dem Kopf zusammen“, begründet Steffen Böning die Kündigung durch seine Gesellschaft. 

Nach dem angekündigten Ende wird da immer noch seine Firma sein, die auch Dinge abseits der Bogenstraße macht. Was er in der Weberei zu veranstalten versäumt hat? „Gern hätte ich damals Udo Jürgens mal dagehabt“, schmunzelt er und lässt erkennen, dass er von dessen Texten einige beherrscht. Fest steht jedenfalls: Das Ende wird eines mit einem lachenden und einem weinenden Auge sein, denn sein Team und er selbst haben für die Weberei gebrannt und viel Leidenschaft hineingesteckt.

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Und derweil auf dem Lieblingsplatz? Da engagiert er sich mit im Vorstand. Da spielt er dann und wann ein Match. Und Bierchen, Snack und Socializing gehen natürlich auch immer. Anpacken, Dinge voranbringen und für andere Menschen etwas auf die Beine stellen – das liebt Steffen Böning. Und er lebt es: Im Tennisvorstand, im Vesperkichen-Steuerkreis, in der Jugendarbeit oder als Mitstreiter in anderen Fördervereinen. Jede Menge guter Aufschläge eines echten Güterslohers – auf dem Lieblingsplatz und anderswo …

Foto: Thorsten Wagner-Conert

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