Frauenpower mit Ausnahme

Birgit Compin

Autor: Birgit Compin

04.04.2022

Der April kommt – und mit ihm die geballte Frauenpower. Ob Legende, Bären-Gewinnerin, Femme Fatale oder gefeiertes Ausnahmetalent – die Gütersloher Kulturverantwortlichen scheinen sich einig wie selten und präsentieren in diesem Monat hinreißende Frauen der unterschiedlichsten Genres auf den städtischen Bühnen oder der Leinwand. Und eigentlich wollte ich es dabei bewenden lassen. Doch dann tauchte einer auf der Bildfläche auf, den man nicht einfach so kommentarlos wieder ziehen lassen kann. Er enterte die Berliner East Side Gallery und haute alle mit seiner Präsenz schier aus den Socken – und das ist hier mehr als eine Erwähnung wert.

 

Da ist er also – mein absolut subjektiver und durchaus ernst gemeinter Termin-TÜV für einen hoffentlich charmanten und sonnigen April.

 

Die Legende – Lotte Lenya

Sie war DIE Sängerin der Dreigroschenoper. Karoline Wilhelmine Charlotte Blamauer ist eine der berühmtesten Wiener Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und trat als „Jenny“ in Bertolt Brechts Uraufführung auf. Vor dem Antisemitismus floh sie 1935 mit ihrer großen Liebe Kurt Weill nach Amerika. Jahre nach dessen Tod stand sie immer noch im Rampenlicht und feierte Erfolge im James-Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ oder dem Musical „Cabaret“.

Miss Lenya, please! erzählt von dieser einzigartigen Frau. Es ist ein Stück mit Musik von Kurt Weill und Texten von Dirk Heidicke in einer Uraufführung der Kammerspiele Magdeburg. Der Lotte-Lenya-Abend ist eine Hommage an Kurt Weill und ihr gemeinsames, turbulentes Leben.

 

Hingehen!

 

Miss Lenya, please!

Sonntag, 3. April, 16:00 Uhr

Theater Gütersloh, Theatersaal

 

Foto: Michael Bard

 

Die Gewinnerin – Meltem Kaptan

Moderatorin, Comedienne, Schauspielerin und Autorin – diese Frau kann einfach jedes Genre bedienen! Warum das so ist, hatte sie mir gerade erst im Interview verraten: „Die Mischung macht’s, das ist mein Credo“, sagt die gebürtige Harsewinklerin Meltem Kaptan über sich selbst. Das scheint gut zu klappen – immerhin gewann sie gerade den Silbernen Bären für ihr Schauspieldebüt. Und das zu sehen, sollten Mann und Frau sich auf gar keinen Fall entgehen lassen.

Worum geht’s? In dem Kinofilm von Andreas Dresen „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“

spielt Kaptan die Titelrolle, die Mutter von Murat Kaptan, dessen Schicksal als Gefangener im US-Gefangenenlager Guantanamo um die Welt ging. Doch so schwer das Thema auch ist, kommt Meltem Kaptan als unwiderstehliche Rabiye Kurnaz mit ihrem kongenialen Schauspielkollegen Alexander Scheer unverschämt komisch daher. Mit erfrischendem Alltagswitz gibt sie ihrer Figur eine starke Präsenz, während Scheer mit geduldiger Zurückhaltung den Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke spielt. Und so ziehen beide an einem Strang und im Laufe des Films bis vor den Supreme Court nach Washington, um gegen George W. Bush zu klagen.

 

Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush

Bambi Kino, ab 28. April

www.bambikino.de

 

Highlight:

Preview am Donnerstag 14. April, 20:00 Uhr

Mit Hauptdarstellerin Meltem Kaptan

 

Ein Muss!

 

Foto: Meltem-Kaptan

 

 

Femme fatale – Lisa Eckhart

Man liebt oder hasst sie – diese Frau polarisiert, und zwar gewaltig. Lisa Eckhart ist die Aneckerin, die Leibhaftige, die Rätselhafte oder einfach eine in Leipzig lebende österreichische Kabarettistin. Jetzt kommt sie in die Stadt, um aus dem Nähkästchen zu plaudern. Dass das nicht einfach so ablaufen wird, wird jedem klar sein, der oder die ihre Live-Performance schon mal gesehen hat. Wie aus der Büchse der Pandora lässt sie in ihrem Programm allen Lastern freien Lauf und versprüht sogar einen Hauch von Hoffnung. Das Kultprogramm „Die Vorteile des Lasters“ kommt nach Gütersloh in einer ungenierten Sonderausgabe mit Lisa Eckhart in neuer Lingerie. Und es wird vermutlich alles sein, nur kein Mittelmaß.


Wenn schon, denn schon!

 

Die Vorteile des Lasters

Samstag, 23. April, 20:00 Uhr

Stadthalle Gütersloh, Großer Saal

 

Foto: Franziska Schroedinger

 

 

Das Ausnahmetalent – Liza Ferschtman

Die niederländische Violinistin wuchs in einer Musikerfamilie auf, studierte am Curtis Institute of Music in Philadelphia und bei David Takeno in London. Seit Liza Ferschtman 2006 den Dutch Music Award gewonnen hat, geht es für sie nur noch in einer Richtung: ganz nach oben! So tritt sie mit international renommierten Orchestern wie dem Concertgebouw Orchester Amsterdam, den London Philharmonic, dem Dallas Symphony Orchestra, dem Budapest Festival Orchestra und den Brüssler Philharmonikern auf. Sie arbeitet mit Jaap van Zweden, Iván Fischer, Stéphane Denève, Jacek Kaspszyk, Jun Märkl, Frans Brüggen, Neeme Järvi, Otto Tausk, Dmitry Sitkovetsky und anderen Dirigenten zusammen. Kenner dieser illustren Namen wissen, was ich meine.

Nach Gütersloh kommt sie auf Wunsch des Chefdirigenten Jonathon Heyward der Nordwestdeutschen Philharmonie. Alle gemeinsam geben sie ein Konzert in der Stadthalle mit Stücken von George Butterworth, Benjamin Britten und Jean Sibelius.


Hingehen!

 

Nordwestdeutschen Philharmonie

Donnerstag, 28. April, 20:00 Uhr, Einführung: 19:15 Uhr

Stadthalle, Großer Saal

 

Foto: Marco Borggreve

 

Purer Sex – Jared Leto

Und da ist er nun, der Mann unter all diesen Ausnahmefrauen! Gerade war er in Berlin, um seinen Film „Morbius“ zu promoten, bevor der am 31. März in die Kinos kommt: Jared Leto! Und wenn sogar die Moderatorinnen eines Berliner Radiosenders allen Hörerinnen rieten, „heute (21.3.) doch mal zur Friedrichshainer East Side Gallery zu spazieren“, weil der schauspielernde Sänger und Frontmann der „Seconds to Mars“ dort vorbeikommt, ist das schon beachtlich. In der angrenzenden Mercedes-Benz Arena zelebrierte Sony Pictures dann auch die Vorpremiere mit dem Hollywood-Megastar mit allem, was dazu gehört. Und weil er so aufgeräumt war, sprach der Oscar-Gewinner ausführlich über seine Marvel-Rolle als Antiheld mit unmenschlichen Kräften auf der Suche nach einem Gegenmittel. „Die Rolle hatte definitiv ihre Herausforderungen! So etwas habe ich noch nie gemacht – die Hauptrolle in einem großen Marvel-Film wie diesem, die Verwandlung der Figur – ich habe es geliebt!", erklärte Jared laut Promiflash. Worum es in dem Film geht, das steht bereits in unserem Kultur-Ticker. Doch eigentlich ist es auch egal. Wo Jared Leto drauf steht, sollten er, sie, es ganz einfach hingehen.

 

Morbius

Filmwerk, ab 31. März

www.filmwerk-gt.de


Unbedingt hingehen!

 


 

 

 

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