Die schönste Zeit ist jetzt!

Birgit Compin

Autor: Birgit Compin

Fotos: Luleyfoto

28.11.2021

Die Poesie des Lebens, Weihnachtssongs zwischen herrlichem Kitsch und berauschendem Jazz, ein zeitgeistiger Hipster in altem Gewand – das sind die Zutaten für eine, wenn nicht besinnliche, so doch besondere Vorweihnachtszeit. Für die kleine Auszeit im üblichen Weihnachtstrubel habe ich in den Veranstaltungen der Stadt gewühlt und bin fündig geworden – und ja, ganz doll besinnlich wird’s dann auch noch.


Hier mein ganz persönlicher TERMIN-TÜV für die Zeit, die ja immer so plötzlich auftaucht und noch schneller wieder weg ist. Und ja, er steckt natürlich wieder voller Vorbehalte und subjektiver Eindrücke.


Cleo’s Christmas

Ein Nikolausabend voller Glücksmomente, ganz ohne Zimtsterne, prasselndes Kaminfeuer und feurig heißen Punsch, dafür aber mit ganz viel „Songs between love and christmas“. So ungefähr wird er wohl verlaufen, der Abend in der Skylobby, für den Pianist Jan Luley und Sängerin Cleo ganz besonderes Stücke ausgesucht und neu arrangiert haben.

„Cleo’s Christmas“, hoch über den winterlichen Dächern der Stadt, ist ein Füllhorn klassischer Weihnachtssongs des Great American Songbooks, die hier jedoch ganz eigenwillig mit Swing, Pop, karibischen Grooves und Blues gemixt werden. Hinzu kommen Songs wie Louis Armstrongs „Christmas Time In New Orleans“ oder „Creole Jingle Bells“, eine Adaption des Klassikers in kreolisch-karibischem Groove. Sie sind so weit weg von den üblichen Weihnachtsklassikern, dass man sie allein schon dafür umarmen möchte, diese beiden Musiker. Sie bescheren Liebhabern weihnachtlicher Jazzmusik einen Abend voller Vergnügen und Vorfreude auf Weihnachten. Woher ich das weiß? Auf meiner Suche nach dem Besonderen bin ich auf die Onlinekonzerte der beiden gestoßen – dem Lockdown sei tatsächlich mal Dank! Jazzpianist Jan Luley ist übrigens nicht zum ersten Mal beim Swing’in Sky in der Skylobby dabei. Und Cleo gehört zu den vielversprechendsten Newcomern unter den jungen europäischen Sängerinnen. Was also spricht gegen einen so ganz anderen, nahezu himmlischen Nikolausabend? Genau!


Prädikat: hingehen!


Montag, 6. Dezember, 20:;00 Uhr

Theater, Skylobby



Die Schönste Zeit unseres Lebens

Tja, und hier kommt etwas, von dem ich nicht so recht weiß, ob der Daumen hoch oder runter geht. Der Megaerfolg von „Ziemlich beste Freunde“ zog einen Haufen französischer Komödien hinter sich her, die aber nicht im Geringsten mit dem Flair und dem Herz der Steilvorlage mithalten konnten. „Die Poesie der Liebe“ von Schauspieler, Autor und Regisseur Nicolas Bedos ist so ein Fall. Jetzt steht er mit seinem zweiten Film „Die schönste Zeit unseres Lebens“ im Kinoprogramm. Und die Frage lautet: Gelingt ihm das, was viele nicht konnten und rettet damit auch ein wenig den leicht ramponierten Ruf französischer Komödien?

Es geht um den kauzigen Comiczeichner und Karikaturist Victor (Daniel Auteuil), der in der digitalisierten Welt den Anschluss verpasst und es sich zur Aufgabe macht, alle anderen runter zu ziehen. Ehefrau Marianne (Fanny Ardant) aber findet sich bestens im digitalen Leben zurecht und ist auch sonst ganz anders als er. Schnell wird klar: dieses Ehepaar ist nicht mehr zu retten. Was folgt, ist eine Kette von Vorhersehbarem: Mann fliegt aus Wohnung, Frau verliebt sich in besten Freund, Mann zieht genau da ein. Und sonst so? An dieser Stelle könnte „Die schönste Zeit unseres Lebens“ in eine x-beliebige Romantik-Tragikomödie abdriften, aber seltsamerweise gelingt es Nicolas Bedos, die Geschichte flott, kreativ und vor allem überraschend zu erzählen. Ob das für ein „Daumen hoch“ reicht? Schau’n wir mal.


Prädikat: mal schau’n



Donnerstag, 16. Dezember, 20:00 Uhr

Sonntag, 19. Dezember, 17:30 Uhr

Bambi Kino

www.bambvikino.de



Werther in Love

Tja, und jetzt kommt das, was so viele von uns ertragen mussten – oder eben höllisch liebten: Goethes Werther ist zurück. Doch irgendwie scheint der Zahn der Zeit auch an dem Klassiker der klassischen Literatur nicht spurlos vorbei gegangen zu sein: „Er ernährt sich vegan. Er hasst bestimmte Musik. Er verabscheut Leute seines Alters. Er liest. Einen Joint raucht er ab und zu, Sport treibt er nicht. Er hat moralische Grundsätze, die er aber selber nicht definieren kann.“ Klingt nach einem zeitgeistigen Hipster. Ist es aber nicht. Wilhelm beschreibt hier seinen besten Freund Werther, der sich unsterblich in Lotte verliebt, die aber leider schon an Albert vergeben ist.

Und schon erzählt diese Werther-Version von heutigen jungen Menschen.

In der Reihe Jugendtheater schafft sie damit eine Projektionsfläche für ein Publikum, das vielleicht anders lebt als vor 250 Jahren, bei einer unerfüllten Liebe aber noch genauso leidet wie vor 250 Jahren. Für Zuschauer ab 15 Jahre.


Prädikat: Wertvoll


Donnerstag, 16. Dezember 2021, 11:00 Uhr

Theater, Theatersaal



Weitere Termine für Weihnachten, Silvster und Januar 2022 ab Donnerstag, 16. Dezember, in der gt!nfo-Januarausgabe.

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