Sein oder Nichtimpfen

Autor: gt!nfo

Fotos: Klinikum Gütersloh

26.08.2021

Ein (Corona-)Virus isst nicht, trinkt nicht, schläft nicht, kann sich nicht einmal richtig fortbewegen. Es besitzt keine Organe. Entsprechend sind kaum medikamentöse Angriffspunkte vorhanden. Coronaviren tragen lediglich ihre eigenen Baupläne mit sich. Ihr Ziel ist es, mit Hilfe dieses Bauplans den infizierten Organismus zu zwingen, neue Viren herzustellen. Innerhalb weniger Tage vermehren sich diese Viren im Körper des Infizierten massiv. Ist ein Organismus bereits infiziert, sind die medizinischen Behandlungsmöglichkeiten stark limitiert.

 

Weiteransteckung unwahrscheinlich


Im Grunde werden weltweit alle mit Covid-19 erkrankten Patienten nach dem gleichen Schema in den Kliniken behandelt. Organe, die ihren Dienst versagen, werden weitestgehend unterstützt oder ihre Funktion ersetzt, mit der Hoffnung, dass das Immunsystem des Menschen selbst in der Lage ist, die Infektion zu bekämpfen. Einmal infiziert erkennt das Immunsystem den Eindringling und produziert viele unterschiedliche Antikörper. Passt eines dieser Antikörper nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip, kann das Immunsystem das markierte Virus zerstören. Dieser Antikörper wird daraufhin massenhaft produziert. Die Zeit bis zur vollständigen Eliminierung der Viren variiert individuell sehr stark und entscheidet über bleibende Schäden und das Überleben des Individuums. Eine Impfung setzt genau an dieser Stelle an: das Immunsystem wird trainiert und produziert bereits vor einer Infektion die richtigen Antikörper. Mit der Impfung wird also keine Barriere um den menschlichen Körper hergestellt, die eine Infektion gänzlich verhindern kann. Allerdings wird die Zeit bis zur kompletten Viruselimination massiv verkürzt. In den allermeisten Fällen werden die Viren eliminiert, bevor Symptome entstehen. Zudem wird eine relevante Vermehrung des Virus im Körper verhindert, so dass eine Weiteransteckung unwahrscheinlich ist.

 

Verschwörungstheorien wissenschaftlich haltlos

 

Wäre die aktuelle Pandemie vor 20 Jahren in dieser Form aufgetreten, hätte sie noch weitaus schwerere Folgen gehabt. Die medizinische Forschung befindet sich derzeit auf sehr hohem Niveau. Die Wissenschaftler haben die Pandemie-Situation schnell begriffen und die Forschung entsprechend hierauf fokussiert. Dies ist anhand der publizierten Forschungsergebnisse erkennbar: Seit Januar 2020 bis heute sind insgesamt mehr als 163.000 wissenschaftliche Abhandlungen zum Thema Covid-19 erschienen. Im Vergleich hierzu sind zum Thema Herzinfarkt im gleichen Zeitraum cirka 19.000 Publikationen zu verzeichnen. Viele Medikamente sind auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und nur wenige für wirksam erklärt worden. Als Ergebnis einer enormen Forschungsanstrengung sind weltweit nahezu zeitgleich an konkurrierenden Forschungsinstituten Impfstoffe entwickelt worden.

Diese Impfstoffe sind bereits mehrstufig und unabhängig und behördlich überprüft worden. Sowohl die Wirksamkeit als auch Gefahren wurden exzessiv untersucht. Der Vorteil einer Impfung ist als eindeutig und zweifelsfrei festgestellt worden. Alle entsprechenden Ergebnisse sind öffentlich zugänglich und nachvollziehbar. Jedes Institut kann aus eigenem Interesse auch die Ergebnisse des Konkurrenten kritisch überprüfen. Verschwörungstheorien sind wissenschaftlich haltlos.

 

Ängste vor eventuellen nicht bekannten Spätfolgen einer Impfung sind verständlich. Die Nachteile einer akuten Covid-19-Infektion gegenüber potentiellen Impfrisiken sind zumindest für Erwachsene eindeutig. Zudem drohen nach einer überstandenen Covid-19-Infektion derzeit unkalkulierbare Spätfolgen. Der individuelle Schutz einer Impfung steht im Vordergrund: wer geimpft ist, ist geschützt. Die aktuelle Situation mit vielen vollständig geimpften und vielen ungeimpften Personen birgt zusätzliche Gefahren. Bei der Vermehrung der Viren in infizierten Menschen entstehen ständig „Kopierfehler“ des Virusgenoms. Solange noch viele Personen infiziert werden, ist es nur eine Frage der Zeit, dass unter den Veränderungen auch solche Mutationen entstehen werden, die zu einer mindestens Teilresistenz gegenüber den derzeitigen Impfstoffen führen. In dem Fall müssen alle wieder von zum Start zurück. Es ist jetzt wichtig, die hingereichte Hand zu ergreifen und sich impfen zu lassen, gegebenfalls auch mehr als zweimal.

 

Zur Person:

 

Chefarzt Professor Dr. med. Fikret Er ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin im Klinikum Gütersloh.

 

 

      

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