Ist bei uns das Glas immer halb leer?

Autor: gt!nfo

Fotos: Stadt Gütersloh

26.01.2022

Ansichten von Bürgermeister Norbert Morkes

 

Teile ich hier meine Gedanken als Bürgermeister oder als Privatmensch Nobby Morkes? Es ist schwer, diese beiden Personen auseinanderzuhalten. Ich fang einfach mal an: In den Jahren, die hinter mir liegen, habe ich mich verändert, und in den Jahren, die vor mir liegen, wird dieser Prozess mit Sicherheit fortgeführt. Ich bin kein Wahrsager und kann auch nicht die Zukunft schauen. Doch eines weiß ich mit Gewissheit: Ich möchte und werde so bleiben, wie ich bin, wie mich viele Gütersloher kennen.

 

Hier fehlt was, da könnte noch mehr, warum ist das noch nicht, warum denn das jetzt, das geht aber gar nicht, warum dauert das so lange? Gespräche und Beiträge über Gütersloh laufen häufig mal in diese Richtung, und der Bürgermeister ist hier neben den sogenannten sozialen Netzwerken eine erste Adresse, wenn es um Mängellisten geht. Und weil ich als langjähriger Kommunalpolitiker hin und wieder mal die gleiche Tonart angeschlagen habe, kann ich Kritik und Ungeduld auch ganz gut nachvollziehen und verstehen.

 

Aber leicht verunsichert frage ich mich manchmal: Ist bei uns Güterslohern eigentlich das Glas immer halb leer? Sind wir von Natur aus ostwestfälische Zweckpessimisten, denen man es einfach nicht recht machen kann? Schnell stellt sich dann auch die Frage: Können wir uns überhaupt zu einem Aufbruch aufmachen, uns für Veränderungen stark machen – oder wollen wir vieles so lassen, wie es ist?

 

Aufbruch heißt auch: probieren, experimentieren, neue Wege einschlagen, die manchmal recht lang und mühsam sein können. Und Aufbruch birgt immer auch immer das Risiko des Scheiterns.

 

Zu neuen Ufern aufzubrechen ist nichts für Ungeduldige. Bedenken, Vorbehalte, Gesetzeslagen – all das sind erhobene Zeigefinger, die uns begegnen, wenn wir Neues wagen und Gewohnheiten auf den Kopf stellen. Das ist nicht immer schlecht, denn auch Bedenken und Vorbehalte gehören zum Meinungsspektrum im demokratischen Diskurs. Wichtig ist aber, dass sie nicht gesetzt bleiben, sondern immer wieder kritisch hinterfragt werden und der erhobene Zeigefinger nicht zum Bremsklotz wird.

 

Klingt jetzt alles ein bisschen theoretisch, ist aber ein Stück Erfahrungswert aus dem Leben eines Kommunalpolitikers, der – plötzlich – Bürgermeister wurde. Und der im vergangenen Jahr einmal mehr darin bestätigt worden ist, dass „Aufbruch“ niemals eine Solonummer, sondern Teamwork ist. Oder soll ich besser sagen: eine gemeinsame Anstrengung? Denn es ist nicht leicht Veränderungen herbeizuführen, alte Strukturen aufzubrechen und auch mein Leitspruch „Miteinander statt gegeneinander“ ist echte Arbeit.

 

In Gütersloh gibt es eine Menge Menschen, die bereit sind, Veränderungen herbeizuführen. Das jedenfalls ist die andere, die inspirierende Erfahrung, die einem als Bürgermeister begegnet: Gütersloher und Gütersloherinnen, die ganz klare Vorstellungen davon haben, wie die Stadt, in der sie leben, in zehn Jahren aussehen soll und auch bereit sind, die Umsetzung mitzugestalten. Schüler und Schülerinnen, die mir ihre Zukunftsperspektiven beeindruckend durchdacht vorstellen. Kollegen und Kolleginnen aus dem Rathaus, die für ihre Verantwortungsbereiche kreative Zukunftsplanungen entwickeln, die Grundlage sein können für politische Entscheidungen. Bürger und Bürgerinnen, die auf die Straße gehen, um zu zeigen, dass wir nur gemeinsam und solidarisch die Pandemie überwinden können. Menschen aus allen Berufen, die sich nicht entmutigen lassen von den Einschränkungen, die uns Corona aufzwingt und nicht müde werden, Alternativen zu präsentieren, die uns das Zusammensein auch in dieser nach wie vor außergewöhnlichen Situation möglich machen.

 

Es gibt „große“ und „kleine Aufbrüche“, und jeder einzelne kann die Grundlage für weitere Entwicklungen sein. Deshalb steht für mich auch 2022 die Uhr ganz klar auf Hoffnung.

 

Wir sind bisher alle zusammen mit Ausdauer durch die Pandemie gekommen, mit ihren vielen Herausforderungen, die immer wieder nach schnellen Lösungen verlangt haben. Wir arbeiten konzentriert daran, unsere Stadt fit für die Zukunft zu machen – das ehemalige Kasernengelände an der Verler Straße, die Möglichkeit das ehemalige Karstadt-Gebäude zu kaufen, Solardach-Förderung als Maßnahmen zum Klimaschutz, aber auch die Einrichtung eines Bürgerrats als Ort der Mitgestaltung sind nur einige wenige Beispiele dafür.

 

Miteinander statt gegeneinander“ und „Zusammenführen statt bevormunden“ sind meine Leitsätze – und aus meiner Sicht muss das immer die Basis und das Fundament für diejenigen sein, die etwas verändern möchten. Ich möchte Sie auf die Reise in die Zukunft mitnehmen, sodass wir gemeinsam unsere Stadt gestalten.

 

Wir sind Gütersloh, also packen wir es gemeinsam an, denn nicht der Bürgermeister und die Politik allein bestimmen die Zukunft unserer Stadt, sondern wir gemeinsam sollten uns aufmachen, unsere Stadt noch weiter nach vorne zu bringen. Einer allein schafft es nicht. Aber gemeinsam sind wir stark. Packen wir es an und verändern gemeinsam das, was war und ist.

 

Ist das Aufbruch? Eigentlich doch ganz normal, würden wir als Gütersloher vielleicht eher sagen. Auf jeden Fall ist das Glas nicht halb leer. Sondern halb voll. Mindestens! Heben wir das Glas mit einem Hoch auf unsere gemeinsame Zukunft.

 

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