Teil 2: Quartier Dreiecksplatz

Heiner Wichelmann

Autor: Heiner Wichelmann

11.03.2024

Teil 2: Quartier Dreiecksplatz

 

Text: Heiner Wichelmann

 

Zentrenmanagement konkret:

 

5 Citybereiche

  Chancen

 

Im 2023 unter Federführung der Stadt Gütersloh entwickelten „Zentrenmanagement für die Innenstadt“ (gt!nfo berichtete) sind fünf Innenstadtquartiere definiert, deren Stärken, Schwächen und Potentiale in zahlreichen Diskussionsrunden mit den Beteiligten (darunter Gewerbetreibende, Anlieger, Vereine, Kulturgruppen und Einzelpersonen) herausgearbeitet wurden. gt!nfo stellt die Quartiere mit ihren bisher diskutierten Entwicklungsmöglichkeiten in einer Serie vor. Grundlage ist der Gesamtbericht „Anstoß eines Zentrenmanagements für die Innenstadt von Gütersloh“ vom 12. Oktober 2023.




 

Das Quartier Dreiecksplatz ist der Bereich entlang der Königsstraße von der Barkey- bis zur Münsterstraße. Es umfasst das Theater, die Stadthalle, den Wasserturm, den Theodor-Heuss-Platz, das Ev. Stift. Gymnasium und als Herzstück den Dreiecksplatz und markiert somit das Szeneviertel von Gütersloh schlechthin. Dies gilt vor allem, seit die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz diese bis zum Jahr 2000 ungenutzt gebliebene Fläche mit ihren Aktivitäten bespielt. Der Dreiecksplatz ist heute für das kulturelle und soziale Leben in Gütersloh von großer Bedeutung, das gesamte Quartier mit Stadthalle und Theater bildet das kulturelle Zentrum der Stadt. Es ist eine Adresse, die Qualität verheißt und erfüllt: Was hier stattfindet und auch, was hier an Produkten angeboten wird, zahlt auf den Anspruch verlässlicher Wertigkeit ein. Das Publikum goutiert das, besucht vor allem den Dreiecksplatz auch außerhalb der Event-Zeiten. Man trifft sich in den Cafés und Lokalen, sieht vertraute Gesichter, ist unter sich und öffnet sich gleichzeitig für neue Begegnungen – ein Hauch von praktizierter Lebensfreude am Schnittpunkt von zentraler Innenstadt und der Hochkultur mit Stadthalle und Theater.

Zählen wir’s auf, was der Bereich zu bieten hat: individuelle Gastronomie mit ungestörter Außenbestuhlung, Geschäfte mit Stand-alone-Status für die Stadt, Open-Air-Konzerte für alle Generationen, verstärkt aber für die Middle- und Best-Ager wie bei der Sommerreihe „Freitag18“ und der legendären Konzertwoche „Woche der kleinen Künste“. Dazu gibt es Einzelveranstaltungen wie das Tango-Argentino-Event mit Schnuppertanzeinlage für die Zuschauer, die Teilnahme an der langenachtderkunst und anderes mehr. Die Architektur von Theater, Stadthalle und Wasserturm bilde schließlich architektonisch im weiten Blick über den angrenzenden Theodor-Heuss-Platz mit eine identitätsstiftende Kulisse für das Quartier. Kurzum: Das Quartier Dreiecksplatz ist der kulturelle Schmelztiegel, der sich seiner Sonderrolle in der Stadt bewusst ist. Positiv zu nennen ist auch, dass Beeinträchtigungen der Anlieger durch sensible Abstimmungen minimiert werden.

Doch nichts ist so beständig wie die Veränderung. Auch dieser Bereich muss seine Attraktivität für die Anforderungen der Zukunft bewahren und ausbauen, braucht neue Ideen und Bindungskraft für nachkommende Generationen. Im Rahmen der Diskussionen und Umfragen zum Zentrenmanagement der Innenstadt wurden 2023 mit Blick auf das Quartier Dreiecksplatz kurz- und mittelfristig umsetzbare Vorschläge entwickelt:

 

Profilierungs- und Umsetzungsempfehlungen für den Dreiecksplatz

 

  • Erhalt und weitere Stärkung des Quartiers als Szeneviertel und Hotspot für Kunst und Kultur mit dem Fokus auf die Zielgruppe Middle-Ager. Konkret:
  • Angebot von weiteren Events
  • Ansiedlung von Galerien, Ausstellungen und einer Künstlerresidenz
  • Zusammenführung von Hochkultur und alternativer Kultur (Dreiecksplatz) durch regelmäßige gemeinsam Formate.
  • Auch die Gastronomie braucht Förderung. Gedacht wurde hier an gemeinsame Aktionen der Betriebe, in denen die Themen Gastronomie und Kultur miteinander verknüpft werden.
  • Ein aktives Ansiedlungsmanagement ist notwendig, um weitere Einzelhandelsangebote anzusiedeln. Dabei sollten auch Fördermittel eingesetzt werden. Regelmäßige Open-Calls könnten neue Ideen und Konzepte für das Viertel generieren.
  • Positiv wäre auch die Bereitstellung eines Experimentierraums, wo temporär Angebote erprobt werden können – indoor wie outdoor denkbar.
  • Ein weiterer Schwerpunkt der Attraktivitätssteigerung des Bereichs sollte in der Ansiedlung von Galerien, Ausstellungsflächen und Ateliers liegen. Der finanzielle Aufwand könnte durch die Zusammenführung von Künstlern und Nutzern gesenkt werden, um so den finanziellen Aufwand einzelner Kreativer zu minimieren.
  • Relativ schnell umsetzbar wäre der Ausbau und die Qualifizierung des Stellplatzangebotes für Radfahrer, punktuell ergänzt durch E-Bike-Ladestationen für Stadthalle und Theater.
  • Bei größeren Veranstaltungen wäre es sinnvoll, Besuchern aus entfernteren Stadtteilen das Angebot eines Shuttle-Services zu machen.
  • Der Theodor-Heuss-Platz braucht eine zeitgemäße Möblierung; Wasser- und Grünelemente sowie Urban-Gardening wären wünschenswert.
  • Eine Fassadenillumination von Wasserturm, Theater und Stadthalle ist nachdenkenswert.
  • Die Wegeverbindung zwischen Dreiecksplatz und Berliner Platz sollte gestalterisch aufgewertet werden.
  • Und nicht zuletzt: gezielte Ansprache junger Menschen durch das Angebot von Sport- und Skateelementen im Quartier.

 

Das Starterprojekt: Event im Rahmen der Langenachtderkunst

Die Angebotsvielfalt von der alternativen bis zur Hochkultur macht die Vitalität des Gesamtquartiers aus. Wie ein Scharnier, der die beiden Pole miteinander verbinden kann, erscheint da der Theodor-Heuss-Platz. So entstand in den Diskussionen die Überlegung, im Rahmen der Langenachtderkunst ein spezielles Event zu kreieren, das genau dieser Aufgabenstellung – die Verknüpfung und Verzahnung beider Orte – nachgeht. Dazu sollen mobiles Grün entlang der Geschäftseinheiten der Friedrichstraße und der Feldstraße, virtuelle Baum-/Lichtreihen, die vom Dreiecksplatz bis zum Theater führen sowie ein spielerische Videoinstallation an der Fassade der Stadthalle (Gamification) beitragen. Der Theodor-Heuss-Platz als zentraler Verküpfungspunkt erfährt so im Rahmen des Events ein Update. Durch Virtual-Reality, Videoinstallationen und/oder temporäre Verweil- und Spielmöglichkeiten werden neue Nutzungen eruiert und neue Nutzungsformen erdacht und erprobt – so die Vorstellung.

Als Verantwortliche für diese Planungsthemen wurden Gütersloh Marketing und der Fachbereich Kultur bestimmt. Kooperationspartner sollen der Fachbereich Grünflächen und die Kulturgemeinschaft Dreiecksplatz sein.

 

Das Schlüsselprojekt: ein GT-Lab für die Kreativen

Im Fall Dreiecksplatz wird an ein GT-Lab gedacht: ein Labor als Experimentierraum für kreative Nutzungen, die in die Innenstadt hineinstrahlen. Durch die Bereitstellung und Organisation eines Raumes (zum Beispiel ein leerstehendes Ladenlokal) für Ausstellungen, Vernissagen, Kurse und künstlerische Bildungsangebote aller Art, könnte das Quartier zum neuen Impulsgeber für die Stadt werden.

Und die Finanzierung der Einrichtung und der monatlichen Mietzahlung? Denkenswert wären eine öffentliche Teilfinanzierung gepaart mit Crowdfunding-Mitteln, Förderungsgelder, Spenden und/oder Sponsorings. Durch die Untervermietung der Räumlichkeiten für einzelne Veranstaltungen (Lesungen, Yogakurse etc.) könnte ein Teil der Fixkosten refinanziert werden. Die Organisation der Nutzungen soll den Betreibern des GT-Labs obliegen – idealerweise ein öffentlich-privater Zusammenschluss. Kreative Nutzer gewinnt man durch Direktakquise, Netzwerkkontakte und regelmäßige Ideenwettbewerbe, waren sich die Teilnehmer an den Gesprächsrunden zum Zentrenmanagement einig.

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